Das Ruhrgebiet befindet sich trotz seiner vergleichsweise jungen Historie in einem konstanten Veränderungs- und Anpassungsprozess. Neben wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen, hat dies Auswirkungen auf das räumliche Verständnis der Bevölkerung sowie das Verständnis der Region von außen.
Das Verständnis von Raum umfasst das Erfassen von Objekten und Gegebenheiten im Raum sowie deren Reflexion und Interpretation. Am Ende dieses Prozesses steht ein räumliches (Selbst-)Verständnis, das den Umgang mit dem Raum, die raumspezifischen Charakteristika sowie die Entwicklung des Raumes und künftiger Generationen beeinflusst. Die Wahrnehmung wird stark durch das räumliche (Selbst-)Verständnis geprägt. Es stellt sich die Frage, in welcher Form das räumliche (Selbst-)Verständnis im Ruhrgebiet derzeit vorhanden ist und wie es sich in den nächsten Jahren entwickeln wird.
Mithilfe einer Analyse der Bildhintergründe von in sozialen Netzwerken geposteten Selfies, imagebildender Aktivitäten von offizieller, teiloffizieller und inoffizieller Seite sowie Befragungen im Ruhrgebiet wird das räumliche (Selbst-)Verständnis erarbeitet.
Im Ergebnis zeigt sich, dass sich die Bewohner/innen über alle Altersgruppen hinweg stark mit ihrer Region verwurzelt fühlen. Das Ruhrgebiet wird als Wohn- und Arbeitsort positiv bewertet. Die früheren Identifikationsfaktoren Kohle und Stahl sind weiterhin in der Region verankert, haben jedoch an ihrer Bedeutung verloren. Die Industriekultur hat ihre identifikationsbildende Wirkung zum Teil übernommen.
Grün, Freizeit und Kultur ergänzen das gewandelte (Selbst-)Verständnis des Ruhrgebiets. Die Außenwahrnehmung des Ruhrgebiets hat sich verbessert, ist jedoch in Teilen noch stark von Stereotypen montanindustrieller Art geprägt. Der Fußball und das Zugehörigkeitsgefühl zu Fußballvereinen gehören zum Ruhrgebiet ebenso wie der Wandel.
Die Frage nach dem Ruhrgebiet als eine große verwachsene Stadt oder eine Ansammlung mehrerer Einzelstädte wird uneindeutig beantwortet. Die befragten Personen scheinen eine starke Identifikation mit ihrem Stadtteil oder ihrer Stadt zu haben, wissen jedoch die Vorteile der nah beieinander liegenden Zentren mit den stadtspezifischen Einrichtungen zu schätzen. Die Bezeichnung Metropole Ruhr wird mehrheitlich als positiv bewertet, jedoch nicht im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet.
Selfies haben sich zur Ermittlung eines räumlichen (Selbst-)Verständnisses als begrenzt tragfähig erwiesen. Für eindeutige Ergebnisse ist es notwendig, einen Rahmen in Form eines konkreten Aufrufs zu setzen. Die Ergebnisse der Selfieanalyse sind mit zusätzlichen Quellen in Bezug zu setzen, um ein ganzheitliches Bild zu erhalten.
Despite its relatively short history the Ruhr area is in a constant change and adjustment process. In addition to economic and social consequences, this has effects on the spatial/ territorial understanding/awareness of the population as well as the (external) understanding of the region (beyond the borders).
The understanding of a surrounding involves detecting objects and circumstances in the surrounding as well as their reflection and interpretation. The process results in a territorial (Self-) understanding, that has influence on the handling of the space, region-specific characteristics and the development of space and future generations. The perception is strongly embossed by the spatial (self-) understanding. It brings up the question, in what form the spatial (self-) understanding in the Ruhr area is present and what appearance future changes will generate.
The spatial (self-)understanding will be developed by using an analysis of the backgrounds of Selfies, posted in social network, image-generating activities with official, partly official and unofficial character as well as a local survey in the Ruhr area.
The results show that the residents across all ages feel strongly rooted with their Region. The Ruhr region is considered positively as home and for work. The earlier identification factors Coal and Steel are still anchored in the region, but have decreased in its importance. The industrial culture partly achieved adopting the identification forming effect.
Green (nature), leisure time and culture supplement the converted (self-) understanding of the Ruhr area. The external perception of the Ruhr region has improved, but to a certain extend it is still strongly influenced by stereotypes of montane industrial character. Football and the commitment to local football clubs are part of the Ruhr area as well as the change.
The question, whether the Ruhr region is experienced as a large overgrown city or a collection of several Individual cities is answered ambiguously. The respondents seem to have a strong identification with their neighborhood or their city, but besides know the benefits of accumulated cities with the city-specific facilities. The term Metropole Ruhr is mostly rated positively, yet not used in everyday language.
To determine a spatial (self-) understanding, selfies revealed as a limited feasible measure. For clear results it is necessary to make use of a specific call for participation with selfies. The results of selfie analysis need to put in contrast to additional sources, in order to obtain an overall picture.
Einleitung
Das Ruhrgebiet hat sich im Laufe von 200 Jahren stark gewandelt. Der einst dünn besiedelte Raum zwischen Ruhr, Emscher und Lippe entwickelte sich durch die Schwerindustrie zu einem „Flickenteppich aus Industriedörfern und Arbeitersiedlungen“ (Rieker und Zimmermann 2007: 42).
Bis in die Gegenwart wandelte sich das Gebiet aus einem montanindustriell geprägten Siedlungsraum zu einer Region mit besonderer Kultur, Sozialstruktur und regionaler Identität (Blotevogel 2004: 25). Hierzu trugen u. a. das wirtschaftliche Wachstum sowie mehrere Generationen von Gastarbeitern bei (Peters-Schildgen 1997: 327).
Bis heute ist das Ruhrgebiet keine eigenständige Verwaltungseinheit. Die Region hat seit ihrer Entstehung wiederholt gesellschaftliche, strukturelle, kulturelle und politische Veränderungen erfahren. Der letzte Umbruch erfolgte mit dem Niedergang der Montanindustrie und dem daraufhin einsetzenden Strukturwandel (Hermann 2008: 91ff.).
Während Fördertürme, Industrieanlagen, Verkehrsbauten und Werkssiedlungen in den 1960er und frühen 1970er Jahren als die hässlichen und rückständigen Symbole des Ruhrgebiets galten, steht die ehemalige Industrie heute für Kultur und bildet als Industriekultur eines der Tourismusziele im Ruhrgebiet (Blotevogel 2001: 15ff.).
Dennoch sind in weiten Kreisen der Bevölkerung alte tradierte Landschaftsbilder lebendig (ebd.). „Das ambivalente Bild des Ruhrgebiets und seiner Landschaft ist über Jahrzehnte hinweg immer wieder in Büchern, Bildbänden, Zeitschriften, Medien und vor allem im Schulunterricht reproduziert worden und hat sich in den Köpfen festgesetzt“ (ebd.).
In der Gegenwart hat sich das Bild des Ruhrgebiets nicht vollständig von seiner montanindustriellen Vergangenheit gelöst. Der Wandel von regionaler Identität ist ein langfristiger Prozess, der sehr stark von der kulturellen Entwicklung abhängt (Pott 2007: 41).
Die Kommunikation hat sich in den vergangenen Jahren stark hinsichtlich der verwendeten Medienformen verändert. Eine davon sind Selfies. Der Selfietrend ist eine moderne Form der Selbstdarstellung und Ich-bezogenen Kommunikation. Selfies werden fortwährend in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Instagram hochgeladen und verbreitet. Ihr Aufkommen ist in jüngster Zeit sehr stark gewachsen (Sorokowski et al. 2015: 14). Für wissenschaftliche Arbeiten steht ein großer Pool an Bildern zur Verfügung. Bislang hat die Wissenschaft dem Selfiephänomen, abseits der Funktion als Kommunikationsmittel, nicht allzu viel Beachtung geschenkt (Senft und Baym 2015: 1593).
Bestandteile eines Selfies sind die Person/en und ein von ihr/ihnen gewählter Hintergrund. Ist der Hintergrund bewusst gewählt, stehen die beiden Bestandteile in Relation zueinander. Die Person identifiziert sich mit dem Hintergrund. Diese Hypothese bietet neue Forschungsmöglichkeiten für die Raumplanung. In dieser Disziplin wird der Selfietrend noch wenig bis gar nicht berücksichtigt. Das Projekt analysiert den Bildhintergrund von Selfies aus dem Ruhrgebiet, um das räumliche Selbstverständnis von Selfiepostenden zu erfassen.
Der Mensch sieht bei der Bewegung in einem Raum physische Objekte mit seinen Augen. Die Interpretation des einzelnen Objekts erfolgt mittels individueller Erfahrungen und Prägungen sowie des gesellschaftlichen Kontextes. Das Objekt ist in diesem Moment der Interpretation noch nicht verstanden, sondern nur wahrgenommen, zugeordnet und bewertet (Hasse 2012: 12). Das Verständnis eines Objekts, z. B. über den Nutzen, ergibt sich erst aus einer Handlung mit dem Objekt oder aus der Wahrnehmung von Handlungen Dritter mit dem jeweiligen Objekt. Diese Handlung muss ebenfalls interpretiert werden. Ähnlich verhält es sich mit dem Raum.
Für ein räumliches Verständnis bedarf es zunächst des Sehens, Erkennens und Wahrnehmens von Objekten und Situationen im Raum. Diese werden individuell mithilfe von Wissen über wirtschaftliche und soziale Gegebenheiten, persönlichen Erfahrungen und der Sozialisation interpretiert. Die regionale Identität spielt bei der Sozialisation eines Individuums eine herausragende Rolle. Diese Identität beinhaltet Charakteristika der Region, die die Differenz nach außen und die Identifikation nach innen ausmachen. Diese Charakteristika differenzieren sich in materielle und symbolische. Hierzu zählen physische Objekte des Raumes wie Landmarken, bauliche Strukturen und Symbolträger mit besonderer historischer, regionaler Bedeutung, aber auch Sprache, Geschichte, Tradition und Brauchtum und spezifische Charaktereigenschaften der Bevölkerung (Weichhart et al. 2006: 74).
Das räumliche Verständnis beinhaltet die Reflexion und die Interpretation der Wahrnehmungen durch die Menschen. Die Menschen führen die Interpretation durch; der Raum stellt den Gegenstand der Interpretation dar. Ein räumliches Selbstverständnis wird anschließend durch das Kollektiv der individuellen Interpretationen der Bewohner/innen gebildet. Die Menschen definieren mit ihrem räumlichen Selbstverständnis den Raum auf der Ebene des sozialen Raums. Sie prägen durch ihren Umgang mit dem Raum und den raumspezifischen Charakteristika die regionale Identität, welche wiederum die Sozialisation künftiger Generationen beeinflusst.
Ein räumliches Selbstverständnis einer Region lässt sich durch die raumangehörigen Menschen formen. Alle weiteren Menschen, die nicht der Region angehörig sind, können lediglich ein persönliches räumliches Verständnis der Region entwickeln.
Vor diesem Hintergrund stellen sich folgende drei Forschungsfragen
1.) Was ist im Hintergrund von Selfies zu erkennen, die im Ruhrgebiet aufgenommen wurden? Welches räumliche Selbstverständnis wird deutlich?
Imagebildende Aktivitäten (iA) setzen das Ruhrgebiet in Szene. Ihre Wahrnehmungen auf das Ruhrgebiet werden durch ihre Aktivitäten, z. B. Imagekampagnen, nach außen getragen. Durch Interviews mit Akteuren/innen verschiedener iA rekonstruiert das Projekt das jeweilige räumliche (Selbst-)Verständnis vom Ruhrgebiet. Dieses räumliche (Selbst-)Verständnis kann dem von Bewohnern/innen sowie Besuchern/innen widersprechen. Um das räumliche (Selbst-)Verständnis der Bewohnern/innen sowie Besuchern/innen im Ruhrgebiet zu erforschen, werden Befragungen durchgeführt.
2.) Welche Unterschiede und Ähnlichkeiten weist das räumliche (Selbst-)Verständnis des Ruhrgebiets in Selfies, Imagebildenden Aktivitäten und Umfrageergebnissen auf?
Um die zeitliche Entwicklung des räumlichen (Selbst-)Verständnisses zu vergleichen, werden die Ergebnisse mit Erkenntnissen aus der Ruhrgebietsidentitätsliteratur in Zusammenhang gesetzt.
3.) Welches räumliche Selbstverständnis des Ruhrgebiets vermittelt die Fachliteratur zur Ruhrgebietsidentität? Hat ein Wandel des räumlichen (Selbst-)Verständnisses stattgefunden?
Der Forschungsraum
Der Forschungsraum besteht aus den kreisfreien Städten Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen.
In der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion herrscht Uneinigkeit bezüglich einer eindeutigen Abgrenzung des Ruhrgebiets (Benthin 1988: 6). Die Grenzen variieren je nach Differenzierungskriterium. Für die Forschungsarbeit wählt das Projekt seine eigene Abgrenzung.
Als Grundlage dienen zunächst die Grenzen des Regionalverbandes Ruhr (RVR) mit seinen 15 Teilgebieten, der das Ruhrgebiet politisch-administrativ definiert (Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen 2015: 1). Eine Schnittmenge unterschiedlicher Abgrenzungen zeigt jedoch, dass das Ruhrgebiet sich vielmehr aus einem Kerngebiet der neun oben genannten Städte bildet. In diesem Raum leben 2.898.209 Menschen auf einer Fläche von 1.294,86 km² (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2013). Im Folgenden wird der Forschungsraum als Ruhrgebiet bezeichnet.
Stand der Identitätsforschung im Ruhrgebiet
Geschichte des Ruhrgebiets
Das Ruhrgebiet ist nicht durch geografische, politische oder kulturelle Strukturen entstanden, sondern hat sich aus wirtschaftlichen und technischen Gründen entwickelt, als es in den 1830er Jahren erstmals möglich war, verkokbare Fettkohle zu fördern. Zwar war der Gebrauch von Kohle schon seit dem Mittelalter üblich, jedoch führte erst die Förderung der Fettkohle zu enormen wirtschaftlichen Umbrüchen in der vormals ländlich geprägten Region (Schlieper 1986: 16f., 19, 33). Gemeinsam mit der Stahlindustrie bildeten sie die Grundlage für die industrielle Weiterentwicklung des Ruhrgebiets (Steinberg 1985: 9).
Aufgrund der stark wachsenden Industrie entstand ein großer Arbeitskräftebedarf, der durch Zuwanderung gedeckt wurde. Die Zuwanderer prägten das Ruhrgebiet durch ihre Kulturen, Traditionen sowie Sprache und schafften so eine ganz neue Identität (Schlieper 1986: 18). Bis 1880 war, als Folge einer „explosionsartig[en], weitgehend ungeplant[en] und chaotisch[en]“ Entwicklung, eine neue Stadt- und Industrielandschaft entstanden (Brüggemeier und Borsdorf 1994: 18). Um 1880 wurde das Gebiet erstmals durch auswärtige Betrachter/innen als eigenständige Region wahrgenommen (Schwarz 2008: 25). Die Bezeichnung Ruhrgebiet setzte sich gegen 1930 durch (Blotevogel 2002: 469).
Die Konzentration von Menschen und Industrie hatte starke negative Auswirkungen auf die Umwelt, die Wohn- und Lebensverhältnisse sowie die soziale Lage. Die prekären Zustände führten zu mehreren Arbeitskämpfen Anfang des 20. Jahrhunderts (Schwarz 2008: 25f.). In den 1920er Jahren wurde das Ruhrgebiet als Bedrohung für bürgerliche Strukturen und „eine Gefahr für die Ordnung in Staat und Gesellschaft“ gesehen (ebd.: 29). Zur Lösung planten bürgerlich-konservative Kreise eine Heimatverbundenheit zu schaffen, um die Region zu stabilisieren (ebd.). Als Identifikationsmerkmale sollten die „nimmermüde Arbeit“, die Freizeit und der Sport sowie eine Ästhetik der Industrielandschaft dienen (ebd. 30f.).
Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile Deutschlands zerstört. Der Druck auf den Wohnungsmarkt wurde durch die großen Flüchtlingsströme verstärkt (Hohn 1991: 58ff.). Das Ruhrgebiet profitierte wirtschaftlich vom folgenden Wiederaufbau und dem damit verbundenen hohen Stahlbedarf (Burckhardt 1981: 11). Diese Hochzeit hielt jedoch nur bis Ende der 1950er Jahre an. Erste Anzeichen einer bevorstehenden Krise zeichneten sich in Folge einer Liberalisierung des Energiemarktes und der internationalen Energiepreisentwicklung ab (ebd.).
Die Kohlekrise, die sich in den Jahren 1950 bis 1966 im Ruhrgebiet ereignete, war Grund für die Schließung vieler Bergbauanlagen und den daraus resultierenden Verlust der Arbeitsplätze (Schlieper 1986: 127f.). Der Kohlekrise folgte eine Stahlkrise Anfang der 1970er Jahre. Mit dem Niedergang des Bergbaus und der Stahlindustrie verwandelte sich das wirtschaftliche Herz Deutschlands in eine wirtschaftliche Problemzone, die stark von öffentlichen Subventionen abhängig war (Prossek und Schneider 2009: 34).
Die Betriebsschließungen Ende der 1980er Jahre brachten eine große Anteilnahme der Bevölkerung in der gesamten Region hervor. Die Streik- und Protestaktionen insbesondere gegen die Schließung des Krupp-Stahlwerks in Duisburg-Rheinhausen im Februar 1988 „zementierten [in der Bundesrepublik] noch einmal das Klischee von Monotonie, Überalterung und dem scheinbar sinnlosen Festhalten an einer nicht länger wettbewerbsfähigen ökonomischen Monostruktur“ (Schwarz 2008: 36).
Städte wie Essen und Duisburg begannen bereits in den 1960er Jahren an der Änderung ihres schlechten Images zu arbeiten. Essen, die damals größte Bergbaustadt Europas, betonte „die grünen Seiten der Stadt, das Kulturleben, die Funktionen einer Einkaufs- und Handelsstadt“ (ebd.: 38). Die Stadt Duisburg, welche zunächst von der Kohle- und Stahlkrise nicht so schwer getroffen war, warb als Stadt Montan mit Stahlwerken und bedeutendem Hafen. Mit fortschreitender Krise betonte Duisburg ebenfalls die Aspekte Natur und Kultur. Diese ersetzten die Werbung mit den Vorzügen der Industrie und der stolzen Arbeiterschaft nicht vollkommen, sondern ergänzten sie vielmehr (ebd.). Imagebildende Aktivitäten verschoben sich zunehmend von einzelnen Kommunen zum damaligen Kommunalverband Ruhrgebiet. Dieser Prozess mündete in der Kampagne Das Ruhrgebiet – Ein starkes Stück Deutschland.
Das räumliche (Selbst-)Verständnis wurde nicht nur durch Werbemaßnahmen zu verändern versucht. Durch die Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA) wurde in den 1980er Jahren ein wichtiger Meilenstein für den Wandel des Ruhrgebiets und insbesondere der ökonomisch stark negativ betroffenen Emscherzone gelegt (Wissen 2001: 3). Das Einbringen der stillgelegten Industrieanlagen als Veranstaltungsort oder Verknüpfung mit der umliegenden Natur und die Idee Aus Grau mach Grün! entsprang dem damaligen Vorhaben der IBA (Günter 2007: 69f.). Diese neue alte Kultur ist Aushängeschild des Ruhrgebiets geworden und unterstützt den Imagefaktor Kultur, welcher zunehmend mit der Region verbunden wird (Faust 1999: 15f.). „Mit der stellvertretend für das gesamte Ruhrgebiet eingereichten Bewerbung der Stadt Essen als Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2010 will die Region endgültig weg vom Bild der Stagnation und sich schließlich weithin als Ort des Wandels durch Kultur und der Kultur durch Wandel präsentieren […].“ (Schwarz 2008: 48).
Regionale Identität
Die Frage nach dem räumlichen (Selbst-)Verständnis des Ruhrgebiets ist eng mit dem wissenschaftlichen Diskurs um regionale Identität und das Ruhrgebiet als Region verbunden.
Unter regionaler Identität wird das Zusammengehörigkeitsbewusstsein einer Gruppe aus Individuen in einem Teilraum verstanden. Diese unterscheiden sich von anderen durch die Summe ihrer gemeinsamen Merkmale (Mentalität, Kultur). Regionen stellen nicht nur geografische Raumeinheiten, sondern auch soziale Konstrukte dar. Sie besitzen somit eine Art Doppelcharakter und sind das „Ergebnis von historisch-sozialen Institutionalisierungsprozessen“ (Blotevogel 2004: 29). Regionen mit ihrer regionalen Identität müssen sich nicht zwingend an geografischen Gegebenheiten ausrichten. Individuen und Gruppen haben heutzutage ausgedehnte Bezugsräume unterschiedlicher Ausprägung, ohne erkennbare Hierarchien und klare regionale Abgrenzungen (Sinz 2005: 920).
Im Zuge ihrer Institutionalisierung erhält eine Region eine spezifische Identität (Identität der Region), auf deren Grundlage die Bevölkerung ihr räumliches (Selbst-)Verständnis entwickelt (Paasi 1986: 106-146). „Wenn der Kern [einer Identität] sich wandelt oder verlorengeht (sic!), tritt ein besonderer Fall ein: Das alte Selbstverständnis lässt sich nicht mehr so einfach aufrechterhalten. Man kann es verwerfen, sich vollständig einem neuen Kern oder Symbolgehalt anpassen oder Teile des alten bewahren und in eine neue Identität integrieren“ (Schwarz 2008: 21).
Im Allgemeinen ist eine Veränderung der regionalen Identität ein langfristiger Prozess. Laut Blotevogel wird dieser Prozess nicht durch Imagekampagnen und eine aufgesetzte Identitätsrhetorik erzeugt, sondern kann höchstens unterstützt und gefestigt werden (Blotevogel 2000: 502). Auch langfristige und breit angelegte iA, wie z. B. die Kampagne Der Pott kocht, können selbst keine Identität produzieren. Blotevogel sieht regionsbezogene Identität als kostbare endogene Ressource, die sich nicht beliebig herstellen lässt (ebd.).
Ohne eine Änderung der kulturellen Ebene scheint eine Adaption der regionalen Identität nicht möglich zu sein. Weder wirtschaftliche noch demografische Umbrüche haben es geschafft, die regionale Identität im Ruhrgebiet in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich zu verändern. So werden weiterhin alte Stereotypen gepflegt, die mit der Montanindustrie in Verbindung gebracht werden. Langfristig dürften sich jedoch die Veränderungen auf kultureller Ebene auch auf die regionale Identität auswirken (ebd.).
Blotevogel stellt die These auf, dass die Identität der Region durch den Wegfall des Identifikationsfaktors Kohle immer stärker verwische, jedoch die regionsbezogene Identität im Sinne des Regionalbewusstseins eher zunehme. Insbesondere bei der jüngeren Bevölkerung soll eine zunehmende Identifikation mit dem Kulturellen erkennbar sein. Der Industriekultur kommt hier eine Schlüsselrolle zu (Blotevogel 2004: 40).
Die Frage nach dem räumlichen (Selbst-)Verständnis des Ruhrgebiets ist eng mit dem wissenschaftlichen Diskurs um regionale Identität und das Ruhrgebiet als Region verbunden.
Unter regionaler Identität wird das Zusammengehörigkeitsbewusstsein einer Gruppe aus Individuen in einem Teilraum verstanden. Diese unterscheiden sich von anderen durch die Summe ihrer gemeinsamen Merkmale (Mentalität, Kultur). Regionen stellen nicht nur geografische Raumeinheiten, sondern auch soziale Konstrukte dar. Sie besitzen somit eine Art Doppelcharakter und sind das „Ergebnis von historisch-sozialen Institutionalisierungsprozessen“ (Blotevogel 2004: 29). Regionen mit ihrer regionalen Identität müssen sich nicht zwingend an geografischen Gegebenheiten ausrichten. Individuen und Gruppen haben heutzutage ausgedehnte Bezugsräume unterschiedlicher Ausprägung, ohne erkennbare Hierarchien und klare regionale Abgrenzungen (Sinz 2005: 920)
Im Zuge ihrer Institutionalisierung erhält eine Region eine spezifische Identität (Identität der Region), auf deren Grundlage die Bevölkerung ihr räumliches (Selbst-)Verständnis entwickelt (Paasi 1986: 106-146). „Wenn der Kern [einer Identität] sich wandelt oder verlorengeht (sic!), tritt ein besonderer Fall ein: Das alte Selbstverständnis lässt sich nicht mehr so einfach aufrechterhalten. Man kann es verwerfen, sich vollständig einem neuen Kern oder Symbolgehalt anpassen oder Teile des alten bewahren und in eine neue Identität integrieren“ (Schwarz 2008: 21).
Im Allgemeinen ist eine Veränderung der regionalen Identität ein langfristiger Prozess. Laut Blotevogel wird dieser Prozess nicht durch Imagekampagnen und eine aufgesetzte Identitätsrhetorik erzeugt, sondern kann höchstens unterstützt und gefestigt werden (Blotevogel 2000: 502). Auch langfristige und breit angelegte iA, wie z. B. die Kampagne Der Pott kocht, können selbst keine Identität produzieren. Blotevogel sieht regionsbezogene Identität als kostbare endogene Ressource, die sich nicht beliebig herstellen lässt (ebd.).
Ohne eine Änderung der kulturellen Ebene scheint eine Adaption der regionalen Identität nicht möglich zu sein. Weder wirtschaftliche noch demografische Umbrüche haben es geschafft, die regionale Identität im Ruhrgebiet in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich zu verändern. So werden weiterhin alte Stereotypen gepflegt, die mit der Montanindustrie in Verbindung gebracht werden. Langfristig dürften sich jedoch die Veränderungen auf kultureller Ebene auch auf die regionale Identität auswirken (ebd.).
Blotevogel stellt die These auf, dass die Identität der Region durch den Wegfall des Identifikationsfaktors Kohle immer stärker verwische, jedoch die regionsbezogene Identität im Sinne des Regionalbewusstseins eher zunehme. Insbesondere bei der jüngeren Bevölkerung soll eine zunehmende Identifikation mit dem Kulturellen erkennbar sein. Der Industriekultur kommt hier eine Schlüsselrolle zu (Blotevogel 2004: 40).
Selfies
Das Projekt analysiert den Hintergrund von Selfies aus dem Ruhrgebiet, um das räumliche Selbstverständnis von Selfiepostenden zu erfassen. In sozialen Netzwerken verbreitete Selfies weisen im Idealfall sowohl einen bewusst hergestellten räumlichen Bezug, als auch die Intention des Fotografierenden zur Kommunikation auf. Gepostete Selfies entpuppen sich somit als Träger von individuellen Raumwahrnehmungen, die raumwissenschaftlich bisher unbeachtet blieben.
Für die Suche nach Selfies aus dem Ruhrgebiet nutzt das Projekt Hashtags, die im Zusammenhang mit dem Ruhrgebiet stehen. Hashtags sind Stichworte, mit denen eine Person ihre Gedanken zum geposteten Bild in kurzer und prägnanter Form auf elektronischem Wege vermittelt (Duden 2015). Sie werden verwendet, um Fotos hinsichtlich der darauf abgebildeten Motive, Situationen und Orte zu verschlagworten.
Zur Suche verwendet das Projekt die Suchfunktionen der Internetseiten instagram.com und websta.me. Zum einen werden Hashtags mit Stadtnamen (Forschungsraum), Hotspots (populäre Orte in der Region) und Fußballbegriffen in geringem Umfang gesucht. Zum anderen wird nach Begriffen mit direktem Ruhrgebietsbezug wie #ruhrpott oder #ruhrgebietsliebe gesucht. Diesen wird bei der Suche eine größere Bedeutung zugesprochen. Der Fokus auf Selfies mit Ruhrgebiets-Bezug erlaubt aussagekräftigere Folgerungen bezüglich des Verständnisses der Selfiepostenden von der Region.
Die erste Suchphase findet vom 25.03. bis zum 09.04.2015 statt. In diesem Zeitraum werden 352 Selfies mit den Hashtagkategorien Stadtnamen, Hotspots und Fußball abgespeichert und kodiert. Die zweite Suchphase erstreckt sich bis zum 22.05.2015. In dieser Phase werden 1409 Selfies über die Hashtags mit direktem Ruhrgebiets-Bezug entsprechend der Verhältnisse der Häufigkeiten der jeweiligen Hashtags abgespeichert und kodiert. Im Folgenden werden diese insgesamt 1761 Selfies als Selfieschatz bezeichnet. Dieser besteht ausschließlich aus Selfies, die Nutzer/innen aus eigener Initiative gepostet haben.
Zum Kodieren wird ein Schlüssel verwendet. Dieser legt den Aufnahmeort, die Suchseite, die Verwendung von weiteren Ruhrgebiet-relevanten Hashtags, die Personenanzahl auf dem Bild, Resonanz zum Hintergrund sowie Kategorien zum Hintergrund fest. Diese Kategorien lauten: Fußball, Freizeit, Sehenswürdigkeit, Natur, Stadtviertel, graue Gebäude, Industriekultur und aktive Industrie. Sie wurden durch stichprobenartige, formlose Pretests und durch eine Recherche zu ruhrgebietstypischen Merkmalen ermittelt. Um unerwarteten Auffälligkeiten einfließen zu lassen, behält sich das Projekt die Option vor, die Kategorien nachträglich zu erweitern. Nach der Erhebung haben erste Resultate ergeben, dass ein erheblicher Anteil der Selfies nicht den Hintergrundkategorien zugeordnet werden konnte. Durch erste Erkenntnisse bezüglich der Häufigkeiten werden die Kategorien Pkw-Innenraum und Wohnraum hinzugefügt. Die Hintergründe aller bereits erhobenen Selfies werden anschließend erneut kodiert. Die Selfies werden in Form von Bildschirmfotos abgespeichert und fortlaufend nummeriert. Die Aufbereitung der Daten erfolgt mit Microsoft Excel.
Weiterhin fordert das Projekt Ruhrgebietsbewohner/innen dazu auf, ihr Ruhrgebietsselfie zu posten. Zur Teilnahme am Aufruf kann das Selfie entweder unter dem Hashtag #ruhrselfie in sozialen Netzwerken gepostet oder auf der projekteigenen Webseite hochgeladen werden. Hierfür wird mit Flyern auf der Webseite, mit Artikeln in Internetblogs sowie in sozialen Netzwerken geworben. Vom 07.05. bis zum 11.06.2015 sind insgesamt 135 Ruhrselfies eingegangen. Im Folgenden werden die dem Aufruf entsprungenen Selfies als Ruhrselfies bezeichnet.
Hinter dem Aufruf steht der Anspruch, den Selfieschatz mit Selfies aus dem Ruhrgebiet zu vergleichen, die durch die bewusste Auseinandersetzung von Bewohner/innen mit der Frage: Was ist für mich Ruhrgebiet? entstanden sind.
Nach der Selfieerhebung stehen 1761 Selfies im Selfieschatz und 135 Ruhrselfies zur Verfügung.
Bei Fußballselfies sind auf 37,9% der Bilder eine Person und auf 41,5% zwei Personen zu sehen. In allen anderen Kategorien ist mehrheitlich nur eine Person auf den Selfies abgebildet (Freizeit 43,6%, Natur 44%, Stadtviertel 47,5%, Sehenswürdigkeiten 48,1%, Grau 49,2%, Industriekultur 54%). Also auf Einzelselfies sehen wir diese Kategorien? Welche Info gibt uns das?
Die Bildhintergründe der Selfies aus dem Selfieschatz haben überwiegend Bezug zu Freizeitaktivitäten (27,9%), dem Wohnraum (27,4%) und zur Natur (27,0%). Weniger häufig zeigen sie einen Fußballbezug (11,1%), den Pkw-Innenraum (5,5%), Sehenswürdigkeiten (4,6%), Industriekultur (3,5%), einen grauen Hintergrund (3,5%) oder aktive Industrie (0,6%). Lediglich in 2,3% der Selfies aus dem Selfieschatz wird in einem Kommentar auf den Hintergrund eingegangen.
Bei Gruppenselfies fällt auf, dass bei wachsender Zahl von Personen auf dem Selfie, dem Hintergrund weniger Aufmerksamkeit und Platz zuteilwird. Die/der Fotografierende des Selfies steht meistens vorne. Der restliche Teil der Gruppe befindet sich hinter dem/der Fotografierenden und wird fast schon zum Teil des Hintergrundes.
Bei den Selfies, die eine Sehenswürdigkeit im Hintergrund zeigen, steht die fotografierende Person meist nicht als zentrales Element im Bild. Hier wird dem Hintergrundmotiv mehr Aufmerksamkeit zuteil. Die Fotografierenden lassen diesem Element genug Raum auf den Fotos und lichten sich selbst oft abgeschnitten ab.
Auf Selfies, die bei großen Veranstaltungen wie Festivals, Fußballspielen oder Karnevalsumzügen aufgenommen werden, sind große Menschenmassen zu sehen, die als Hintergrundmotiv dienen.
Weitere Auffälligkeiten sind bestimmte Produkte, Marken-Logos oder kleine Bildmotive, die z. B. für eine Organisation oder Gruppe stehen. Die fotografierenden Personen bringen durch Selfies ihre Zuneigung gegenüber dieser Gruppe zum Ausdruck. Fußballvereine oder Musikgruppen sind Beispiele hierfür.
4,8% der Selfies aus dem Selfieschatz zeigen hauptsächlich nur die fotografierende Person oder messen dem Hintergrund wenig bis keine Bedeutung bei. Bei Selfieaufnahmen im Wohnraum wird häufig ein Spiegel im Flur oder im Bad genutzt. Diese Selfies dienen primär dem Vorhaben, sich in sozialen Netzwerken zu präsentieren. Der Bildanteil der abgelichteten Person am Gesamtbild variiert hierbei. Manchmal sind nur der Kopf und das Gesicht zu sehen. Auf anderen Selfies dieser Art wird der Oberkörper im schräg fallenden Winkel von oben herab fotografiert. Auffallend viele Selfies entstehen im Auto. Diese wirken oft spontaner Natur.
Von den 135 Ruhrselfies verfügen 87,4% über einen Hintergrund, der in eine der Kategorien eingeordnet werden kann. Die Bildhintergründe zeigen überwiegend Natur (34,8%), Freizeitaktivitäten (20,7%), Stadtviertel (15,6%) und Industriekultur (11,9%). Weniger oft haben sie einen Bezug zu Fußball und Sehenswürdigkeiten (je 7,4%), aktiver Industrie (2,2%) oder einem grauen Hintergrund (3%). 11,9% der Ruhrselfies wurden in einem Wohnraum, 1,5% in einem Pkw-Innenraum angefertigt. Die restlichen 11,2% haben keinen deutlich erkennbaren Bildhintergrund oder gehören keiner der genannten Kategorien an.
Umfrage
Das Projekt befragt innerhalb der neun Städte des Forschungsraums Passanten/innen. Mit der Umfrage sollen Informationen über das räumliche (Selbst-)Verständnis und die Resonanz zu iA erhoben werden. Sie soll zudem Aufschluss über das Selfie-Verhalten der Passanten/innen geben. Der Fragebogen enthält 19 Fragen zum räumlichen (Selbst-)Verständnis, iA und Selfies.
Der Stichprobe wird aufgrund der heterogenen Grundgesamtheit eine geschichtete Zufallsauswahl mit dem tolerierten Fehler ε= 0,05 und der Sicherheitswahrscheinlichkeit D(z) = 0,95 zugrunde gelegt, um eine angemessene Repräsentativität zu erreichen (Mossig 2012: 4, 21).
Es werden insgesamt 1318 Personen befragt. Die Zahl der Befragten wird für eine möglichst hohe Aussagekraft hinsichtlich der Einwohnerverteilung auf die neun Städte zugeschnitten. Darüber hinaus spiegelt die Umfrage die Altersstruktur des Forschungsraums wider (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2013). Die Befragungen werden in persönlichen Gesprächen vom 01.04. bis 06.06.2015 an Orten mit hoher Passantenfrequenz durchgeführt.
Die Digitalisierung der Befragung erfolgt mittels eines vorab festgelegten Kodierungs-Schlüssels. Die Aufbereitung wird mit Microsoft Excel durchgeführt.
Die Befragten sind zu 49,4% weiblich und zu 50,5% männlich. 87,8% der Befragten haben ihren derzeitigen Wohnsitz im Ruhrgebiet (1.157). 51 Personen wohnen außerhalb der Region, haben jedoch früher im Forschungsraum gelebt (3,9%). 110 der befragten Personen sind zu Besuch (8,4%). Von den Besuchern/innen können sich 47,3% vorstellen, im Ruhrgebiet zu leben.
Die Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet ist unter den Bewohnern/innen hoch. 23,1% fühlen sich sehr stark, 32,9% stark verbunden. 30,6% der Bewohner/innen spüren eine durchschnittliche Verbundenheit. Nur 8,4% fühlen sich wenig, 5,0% gar nicht verbunden. Insgesamt fühlen sich 56% der Bewohner/innen sehr stark oder stark verbunden, 13,4% wenig oder gar nicht. Bei den ehemaligen Bewohnern/innen sind 38,1% weiterhin stark oder sehr stark verbunden, 30,9% wenig oder gar nicht. Die Besucher/innen fühlen sich zu 72% nicht oder wenig verbunden, 8,8% haben eine Verbundenheit zum Ruhrgebiet (3,5% sehr stark; 5,3% stark). Die Verbundenheit der Besucher/innen, die innerhalb Nordrhein-Westfalens leben, ist mit 27% höher als derjenigen Besucher/innen, die von außerhalb angereist sind (0%). Die allgemeine Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet nimmt mit dem Alter zu. Unter 34-Jährige fühlen sich durchschnittlich verbunden, 35-64-Jährige stark und über 65-Jährige sehr
Zwei Drittel der Befragten fühlen sich mindestens stark oder sehr stark mit dem Ruhrgebiet verbunden. Die geringsten Werte weisen Dortmund, Duisburg und Herne auf.
Die Befragten werden gebeten, spontan drei Assoziationen mit dem Ruhrgebiet zu nennen. Bei 4247 Nennungen werden 799 verschiedene Begriffe genannt. Am häufigsten wird das Ruhrgebiet mit Fußball (328 Nennungen), Kohle (244 Nennungen), Industrie (177 Nennungen), Grün (163 Nennungen), Zechen (153 Nennungen), Bier (106 Nennungen), Bergbau (96 Nennungen), BVB (89 Nennungen), Stahl (77 Nennungen) und Kultur (76 Nennungen) assoziiert.
Die Häufigkeit der Nennungen variiert über die Alterskategorien. So haben 39,1% der unter 15-jährigen einen Begriff mit Fußball-Bezug genannt, in der Alterskategorie über 65 Jahre lediglich 19,4%. Das Ruhrgebiet wird häufig mit der Montanindustrie in Verbindung gebracht. In den Alterskategorien über 15 Jahren assoziieren rund ein Drittel der Befragten die Region mit Kohle und Stahl, bei den unter 15-jährigen sind es noch 26,1%. Der Strukturwandel und die Veränderung werden mit jeweils 3-4% in den jeweiligen Alterskategorien vergleichsweise selten genannt: auffällig ist die Diskrepanz zwischen der ersten Alterskategorie mit unter 1% sowie der ältesten Alterskategorie mit 9,5%.
Einen Bezug zur Natur stellen insbesondere Befragte höheren Alters her. Die Anzahl positiver und negativer Assoziationen zeigt, dass jüngere Befragte bis 34 Jahre im Vergleich zu älteren Alterskategorien eher negativ als positiv über das Ruhrgebiet urteilen. Ab 35 Jahren überwiegen die positiven Wertungen.
Ein Großteil der offiziellen iA ist den Befragten unbekannt. So äußern 84% der Befragten (1107) noch nichts von der Industriedenkmalstiftung gehört zu haben. 78,6% der Befragten (1036) kennen Ruhri.2010 nicht, 76,3% (1005) haben keine Kenntnis über die Ruhrtriennale. Die, aufgrund der Motivwahl, stark diskutierte Imagekampagne Der Pott kocht ist 30,5% der Befragten bekannt (402). Die größte Bekanntheit weist die Route der Industriekultur mit 42,7% Bekanntheit auf (563).
Die Befragten werden gebeten, drei der Imagekampagnen zu bewerten. 79,3% der Befragten bewerten die Route der Industriekultur als gut oder sehr gut. 75,4% der Befragten stufen Ruhri.2010 ebenso ein. Die Imagekampagne Der Pott kocht wird nur von 35,0% der Befragten als gut oder sehr gut bewertet (sehr gut: 5,9%, gut: 29,1%). 37,7% der Befragten bewerten Der Pott kocht als mittel, 21,3% als schlecht und 5,9% als sehr schlecht.
Inoffizielle iA weisen einen sehr niedrigen Bekanntheitsgrad auf. Im Schnitt haben 91,4% der Befragten noch nichts von den unterschiedlichen iA gehört. Bernd Langmack ist 96,3% der Befragten unbekannt, die Urbanisten 93,1%, Urbane Künste Ruhr und die Ruhrbarone 91,4%, die Städteregion Ruhr 2030 91,9% und die Ruhrblogger 90,8%. Den Initiativkreis Ruhr (IkR) kennen 85,2% der Befragten nicht.
67,7% der Befragten ist der Begriff Metropole Ruhr bekannt. Metropole Ruhr wird von 11,5% als sehr gut, von 48,3% als gut, von 26,6% als mittel, von 9,8% als schlecht und von 3,7% als sehr schlecht bewertet. Die Mehrheit der Befragten ist dem Begriff gegenüber positiv eingestellt. 45,9% der Befragten sehen das Ruhrgebiet eher als eine große, verwachsene Stadt, 54,0% als eine Ansammlung unabhängiger Städte.
83,7% der Befragten (1103) sind Selfies bekannt, 16,2% kennen den Begriff Selfie nicht. Die Bekanntheit nimmt mit zunehmendem Alter ab. 48,1% der Befragten fertigen Selfies von sich an (847). Von diesen laden wiederum 60,5% die Fotos in soziale Netzwerke hoch (512). 86,2% der befragten Personen unter 15 Jahre machen Selfies. Von diesen teilen 87,5% ihre Selfies in sozialen Netzwerken. Auch in den Alterskategorien 15-24 (72,6%) und 25-34 (66,2%) fertigt die Mehrheit Selfies an. 78,3% aus der Alterskategorie 15-24 teilen Selfies über soziale Netzwerke, in der Alterskategorie 25-34 sind es 55,9%.
In der Alterskategorie 55-64 fertigen 25,6% der Befragten Selfies an. Diese werden jedoch kaum noch in sozialen Netzwerken geteilt. Von 134 Personen über 65 Jahren fertigen 17 Personen (12,7%) Selfies an. Drei Personen verbreiten diese über soziale Netzwerke.
Am ehesten machen die Befragten Selfies vor einem Hintergrund mit Freizeitbezug (33,3%), Natur (28%), Sehenswürdigkeiten (21,7%) oder Fußball (16,9%).
Imagebildende Aktivitäten
Als weitere Quelle zur Erfassung des räumlichen Verständnisses wertet das Projekt imagebildende Aktivitäten aus. Diese werden von verschiedensten Akteuren (Künstler, Kulturveranstalter, Wirtschaftsverbände, etc.) durchgeführt. Sie möchten mit ihrem Wirken ihr Verständnis vom vermitteln bzw. zur Bildung der Ruhrgebietswahrnehmung beitragen.
Zur Erfassung und ersten Analyse unterteilt das Projekt die iA in drei Kategorien: offizielle, teiloffizielle und inoffizielle Aktivitäten. Als maßgebliches Unterscheidungskriterium für die Kategorisierung erachtet das Projekt das Maß der Beteiligungsmöglichkeit der Bevölkerung. Eine Teilhabe an einem Prozess durch Bewohner/innen gilt als unabdingbar, um eine „identitätsstiftende Bedeutung“ zu erreichen (Schwarz 2008: 67).
Wurde die Aktivität von offiziellen Institutionen initiiert und durchgeführt, spricht das Projekt von offiziellen iA. Die Meinung der Bevölkerung über die Darstellung der Region fließt hierbei nicht ein. Bei teiloffiziellen Aktivitäten, wie etwa Urbane Künste Ruhr oder dem Fotoprojekt Pixelprojekt_Ruhrgebiet, hat die Bevölkerung die Möglichkeit sich einzubringen. Jedoch stellt hier eine finanzielle Unterstützung durch offizielle Stellen insofern Restriktionen für die Handlungsfreiheit dar, als dass sie nur unter Einhaltung bestimmter Regelungen gewährt wird (z. B. durch Förderbestimmungen). Die dritte Kategorie der inoffiziellen iA ist in ihrem Wirken keinerlei externen Einschränkungen von offizieller Seite unterworfen. Zu dieser Kategorie zählen u. a. Künstler wie Bernd Langmack oder Zusammenschlüsse von Journalisten (Ruhrblogger).
Die Auswahl der untersuchten iA stellt einen Querschnitt der unterschiedlichen Wirkungsbereiche dar und versucht so, das allgemeine Bild der iA zu erfassen. Weiterhin enthält die Auswahl eine Bandbreite der iA, differenziert anhand der bewussten Einflussnahme. Einige Aktivitäten verfolgen die Intention das Image zu prägen, andere nehmen durch ihr Handeln unbewusst Einfluss auf das Image. Die folgende Tabelle enthält die Differenzierung der 19 untersuchten iA.
Zur Erforschung der iA entwickelt das Projekt ein Analyseraster. Dieses Raster umfasst den Inhalt, den Zeitraum, die Beteiligten, die Ziele/Maßnahmen, den Aktionsradius (lokal, regional, national) sowie etwaige Resonanz durch die Bevölkerung oder in den Medien. Alle iA werden hinsichtlich dieser Kriterien untersucht.
Die iA unterscheiden sich voneinander in ihren Zielen und in ihrer Vorgehensweise. Sie lassen sich daher in einem generalisierenden Vergleich nicht vollumfänglich erfassen. Weitere Aktivitäten-spezifische Informationen werden mithilfe von Expertengesprächen in Erfahrung gebracht (in Tabelle grau hinterlegt). In diesen werden Hintergrundinformationen wie Motivation, Selbsteinschätzung der Ergebnisse sowie interne Abläufe erfragt. Die Expertengespräche werden transkribiert und für die weitergehende Analyse der iA verwendet.
Zudem werden die verwendeten Bilder der iA analog zu den Hintergrundkategorien der Selfies und der Umfrage analysiert. So gelingt ein Vergleich von Bildmotiven, die das Ruhrgebiet repräsentieren sollen.
Auswahl imagebildender Aktivitäten:
Imagebildende Aktivitäten entfalten ihre Wirkung sowohl auf lokaler wie auch auf regionaler Ebene. Je nach Umfang, Zweck und Ausrichtung unterscheiden sich die Aktivitäten in ihrem Aktionsradius. Kampagnen des Stadt- und Standortmarketings wie Dortmund Überrascht. Dich. haben als Bezugsraum eine einzelne Stadt, andere iA wie die Ruhrtriennale das gesamte Ruhrgebiet. Doch was definieren die iA als das Ruhrgebiet? Wo verlaufen die Grenzen? Ein großer Teil der iA stützt sich auf die Ruhrgebiets-Abgrenzung des RVR, der einen Großteil dieser Kampagnen finanziert oder selbst in Auftrag gibt. Andere iA – insbesondere die inoffiziellen – weisen darauf hin, dass das Ruhrgebiet keine offizielle Abgrenzung habe.
Das Ruhrgebiets-Verständnis der Emschergenossenschaft, die die Abgrenzung des Ruhrgebiets hinsichtlich der drei Flussregionen vornimmt, sticht bei den geografischen Abgrenzungen hervor. Das Ruhrgebiet wird in drei Teile geteilt: das südliche Ruhrgebiet (Ruhr), das mittlere Ruhrgebiet (Emschergebiet) und das obere Ruhrgebiet (Lippegebiet).
Offizielle iA haben das Ziel der Standortförderung. Dieses umfasst insbesondere die Bereiche Wirtschafts- und Tourismusförderung sowie Standortmarketing. Die Aktivitäten sollen sowohl Wirkung nach außen wie auch nach innen entfalten. Die Kulturveranstaltung Ruhrtriennale und die Kampagne Ruhri.2010 sollen das Ruhrgebiet auf nationaler wie auch internationaler Ebene positionieren. Einzelne iA wie z. B. die Innovation City Ruhr verfolgen zudem das Ziel, den Metropolcharakter des Ruhrgebiets herauszustellen und zu festigen.
Die Wahl des Bildmotivs und der Inhalte sind stets positiv. Die Realität wird nicht vollumfassend abgebildet. Der Fokus liegt häufig auf den Bereichen Kultur, zukunftsorientierten Wirtschaftszweigen, einer hohen Lebens- und Standortqualität sowie positiv entwickelter ehemaliger Industrieanlagen. Teiloffizielle iA stellen den Wandel und den Möglichkeitsraum Ruhrgebiet in den Vordergrund. Urbane Künste Ruhr möchte durch Kunst neue Impulse setzen und Perspektiven schaffen, der IkR durch die Förderung erneuerbarer Energien und Unternehmensgründungen eine positive wirtschaftliche Entwicklung unterstützen.
Stadtmarketing-Kampagnen positionieren die jeweilige Stadt zielgruppenspezifisch als lebenswert, erfolgreich und zukunftsorientiert. Neuere Kampagnen werden unter Beteiligung der Bevölkerung entwickelt. Frühere Kampagnen wie z. B. Bochum macht jung erreichten die gesteckten Ziele nicht und wurden von der Bevölkerung als nicht authentisch und die Realität verzerrend wahrgenommen (Rüsberg 2007, Weeke 2008). Derartigen Entwicklungen kann mithilfe von Stärkung der Partizipation entgegengesteuert werden.
Inoffizielle iA legen den Fokus häufig auf die Gegenwart und kurzfristige Veränderung. Die gegenwärtige Situation mit all ihren positiven wie negativen Facetten wird beschrieben. Der Status Quo wird nicht als statisch angesehen. Vielmehr stehen Potentiale im Vordergrund. Den Bewohnern/innen soll ihr unmittelbares Lebensumfeld näher gebracht, Möglichkeiten aufgezeigt und zur Aktion sowie Beteiligung motiviert werden.
Viele iA sind im gesamten Ruhrgebiet aktiv und möchten ihre Wirkung im Gesamtraum entfalten. Andere haben eine lokale Ausrichtung. Das Ruhrgebiet wird mehrheitlich als polyzentrischer Raum betrachtet. Mit dem Metropol-Gedanken wird vorsichtig umgegangen. Ausnahmen sind Kampagnen des RVR, welche sehr stark auf die Metropol-Bildung abzielen. Lokale Maßnahmen haben den geringsten Bezug zum monozentrischen Bild des Ruhrgebiets. Jedoch unterstützen auch kleine Initiativen eine engere Zusammenarbeit der Ruhrgebiets-Städte. Das Kirchturmdenken soll überwunden und eine bessere Koordination zwischen den Kommunen erreicht werden.
Der Großteil der betrachteten iA möchte die Außen- und Innenwahrnehmung des Ruhrgebiets positiv beeinflussen. Hierfür werden u. a. verschiedene Elemente aus dem Marketing und der Werbung genutzt. Die Aktivitäten Ruhri.2010, Das Ruhrgebiet – Ein starkes Stück Deutschland, Der Pott kocht, Ruhrtriennale, Städteregion Ruhr 2030, Bochum macht jung, Dortmund überrascht. Dich. und Emscherkunst nutzen spezifische Inhalte und Bildmotive, um das Image des Ruhrgebiets zu verbessern. Stadtbezogene Kampagnen wie Dortmund überrascht. Dich. und Bochum macht jung stellen die positiven Eigenschaften der jeweiligen Stadt heraus. Durch Fotoprojekte und Kulturveranstaltungen soll versucht werden, Stereotypen entgegenzuwirken, für eine zukunftsorientierte Region zu werben und den Tourismus zu fördern.
Die Tätigkeiten der Industriedenkmalstiftung Dortmund, Urbane Künste Ruhr, IkR, Innovation City Ruhr und Urbanisten haben eine positive Veränderung und Beeinflussung des Images nicht als primäres Ziel. Sie tragen aber dennoch in Form von Denkmalerhaltung, Fotoprojekten, Stadtgestaltung, Öffentlichkeitsarbeit o. Ä. indirekt dazu bei.
Die offiziellen und teiloffiziellen iA stellen die vielen Stärken des Ruhrgebiets heraus. Sie sehen den Strukturwandel positiv und verweisen auf die große Hochschuldichte, den entstandenen kulturellen Raum, die Lebendigkeit, die hohe Lebensqualität, die positive Wirtschaftsentwicklung, die Dynamik und das Potential im Ruhrgebiet: viele große Unternehmen wie RWE oder ThyssenKrupp seien in der Region angesiedelt, der Tourismus wachse. Als große Stärken werden die einzigartige Mentalität der Menschen und das besondere Wir-Gefühl gesehen (Kommunalverband Ruhrgebiet 1996: 130). Der Ruhri sei kernig, direkt und stolz auf seine Region. Zudem sei das Ruhrgebiet grün geworden, Kultur und Kunst haben einen hohen Stellenwert (ebd.).
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Ruhrgebiet und der gegenwärtigen Entwicklung wird vorrangig auf Ebene der inoffiziellen und unabhängigen iA vorgenommen. Es wird ein Kontrapunkt zu offiziellen Kampagnen gesetzt, die aufgrund ihrer Zielsetzung ein äußerst positives Bild zu zeichnen versuchen.
Insbesondere Aktivitäten mit lokalem Fokus versuchen, Lösungen für soziale Herausforderungen wie Arbeitslosigkeit, Armut und Abwanderung zu finden bzw. ein Bewusstsein dafür zu erzeugen. Die einzigartige Mentalität der Menschen, ihre gemeinsame Geschichte und der große Zusammenhalt werden betont und als besondere Merkmale der Region herausgestellt.
In Summe ergibt sich aufgrund der Heterogenität der iA ein uneindeutiges Raumbild. Dieser Effekt wird durch das breite zeitliche Spektrum von 1985 (Das Ruhrgebiet – Ein starkes Stück Deutschland) bis in die Gegenwart (Dortmund Überrascht. Dich. / Ruhrtriennale, u. a.) verstärkt.
Offiziell
„Das Ruhrgebiet. Ein starkes Stück Deutschland.“ war eine Anzeigenkampagne aus den 80er- und 90erJahren (1985-1996). Ziel war es, in ganz Deutschland die z.T. sehr negativen Vorurteile gegenüber dem Ruhrgebiet zu wiederlegen und für eine zukunftsorientierte Region zu werben, indem sie die positive Entwicklung darstellten. Finanziert und durchgeführt wurde die Kampagne durch den damaligen
Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR). Im Zentrum der Präsentationen standen die Bereiche Technologie und Natur, welche eine andere Seite des Ruhrgebiets aufzeigen sollten.
„Der Pott kocht“ war eine Werbe- und Anzeigenkampagne aus dem Jahre 1998 und war der Nachfolger von „Das Ruhrgebiet. Ein starkes Stück Deutschland.“. Initiator war demnach ebenfalls der damalige Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR). Es sollten zum einen weiter Vorurteile abgebaut werden, zum anderen sollte das Selbstbewusstsein der Einwohner nach dem Niedergang der Montanindustrie gestärkt werden.
Die Einwohnerinnen und Einwohner sollten zu Markenbotschaftern derRegion gemacht werden. Parallel zu den Anzeigen wurden auch bundesweit Umfragen zur Meinung über das Ruhrgebiet durchgeführt.
„Ruhri.2010“ war eine Kampagne für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2010. Die Bewohner, Kommunen, Institutionen und Verbände des Ruhrgebiets wurden durch diese Kampagne auf den Weg zur Kulturhauptstadt eingestimmt. Initiatoren waren Rainer Rettinger und Rudi Grande. Es handelte sich um eine Kampagne, die dem Bewohner des Ruhrgebiets, dem Ruhri, mit Stolz und Überzeugung aus dem Herzen spricht. Das Ziel war genau dieses Gefühl aufzugreifen, und zu transportieren. Die Kampagne sollte die Bewohner des Ruhrgebiets auf die Reise zu dem spannenden Großereignis Ruhr 2010 einstimmen, begleiten und begeistern. Es ging primär um die Bildung einer regionalen Identität.
Die Industriedenkmalstiftung ist eine Stiftung für Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur des Landes Nordrhein-Westfalen. Seit der Gründung im Jahr 1995 durch das Land Nordrhein-Westfalen und die RAG Aktiengesellschaft, wird vor allem der historische Zusammenhang mit Standorten der Montanindustrie wie z.B. Fördergerüsten, -maschinen und Schachthallen hervorgehoben. An diesen Orten finden Kultur- und Freizeitangebote wie Kunstausstellungen, Konzerte und Theaterinszenierungen statt. Zudem dienen Teile der Anlagen Bereichen wie Handel, Wissenschaft und Gewerbe. Ein weiteres Ziel der Stiftung ist, neben dem Schutz und Erhalt von denkmalgeschützten Industrieanlagen, die Vermittlung von Industriegeschichte an die Bevölkerung.
Die Gesellschaft InnovationCity Ruhr –Modellstadt Bottrop wurde 2010 gegründet, um die CO2-Werte in der Stadt Bottrop bis 2020 um die Hälfte zu reduzieren. Neben der nachhaltigen Entwicklung und dem Klimaschutz soll gleichzeitig der Industriestandort Bottrop vorangetrieben und die Lebensqualität der Stadt gesteigert werden. Die InnovationCity Management GmbH wird von fünf Gesellschaftern getragen. Dabei ist neben der Initiativkreis Ruhr GmbH als Hauptgesellschafter, die Stadt Bottrop, Betrem Emscherbrennstoffe GmbH, agiplan GmbH und die RAG Montan Immobilien GmbH beteiligt. InnovationCity versteht sich als Plattform und Moderator, um Beteiligte aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik zusammenzubringen und so das das Gesamtprojekt zu fördern undauf eine breite Basis zu stellen.
„bochum macht jung“ war eine Imagekampagne der Stadt Bochum. Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz startete die Kampagne 2006. Als Ziel stand auf der einen Seite die Entwicklung eines Heimatgefühls der Bewohner. Auf der anderen Seite sollten die starken jungen Seiten Bochums aufgezeigt werden und somit auch das Image der Stadt gestärkt werden. Zentrale Aspekte der Kampagne waren Sport, Freizeit, Kultur, Bildung oder Wirtschaft. Die Kampagne zeigte keinen großen Erfolg, bereits im Mai 2008 wurde sie vom Bochumer Rat abgesetzt.
Die Ruhrtriennale ist ein Kunstfestival, welches im Ruhrgebiet in ehemaligen Kraftzentralen, Kokereien, Gebläsehallen, Maschinenhäusern, Kohlemischanlagen sowie Halden und Brachen des Bergbaus und der Stahlindustrie stattfindet.
Das Festival zeigt seit 2002 jeden Sommer, in einem Zeitraum von sechs Wochen Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Installationen und Konzerte. Die Ruhrtriennale zieht darüber hinaus internationale Künstler an. Der aktuelle Intendant der Ruhrtriennale von 2015-2017 ist der niederländische Theater- und Opernregisseur Johan Simons.
Teiloffiziell
„Urbane Künste Ruhr“ ist eine Kunstorganisation in der Metropole Ruhr. Es handelt sich um eine regionale Organisation, welche jedoch international Wirkung entfalten soll. Entwickelt und realisiert wurde sie von Katja Assmann. Angesprochen werden Menschen, die aktiv an einer zukunftsorientierten, nachhaltigen Gestaltung des Ruhrgebiets mitarbeiten wollen. Man ist auf der Suche nach dem Kern des Urbanen, durch die Kunst soll sich ein neuer Blick auf das Ruhrgebiet ergeben. Die Organisation zielt auf ein neues Verständnis von Stadt mithilfe der Kunst ab, sowie auch auf neue Kunstformen. Viele Bewohner und Künstler können und sollen an dem Programm teilnehmen.
Durch ein Forschungsvorhaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung haben sich die Städte Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen im Jahr 2000 zusammengeschlossen, um über Zukunftsziele der Region nachzudenken. Im Jahr 2007 traten zudem die Städte Bottrop, Hagen und Hamm in die Städtegemeinschaft ein.
Das Projekt „Städteregion Ruhr 2030“, durch die Technische Universität Dortmund moderiert, hat das Ziel Handlungsprioritäten aus positiven Visionen abzuleiten, die interkommunale Zusammenarbeit zu verbessern und eine selbstbewusste Identität der Region zu schaffen.
Der „Initiativkreis Ruhr“ ist ein Wirtschaftsbündnis aus aktuell 64 Unternehmen, vor allem aus den Bereichen Energie, Logistik, Bildung und Kultur (z.B. Bayer AG, bp, Deutsche Bahn, Borussia Dortmund…). Er wurde am 15. Februar Ɛ989 unter dem Motto “Wir an der Ruhr – gemeinsam nach vorn“ gegründet, um der Strukturkrise in der Region ein positives Signal entgegenzusetzen. Der Initiativkreis Ruhr ist ein Motor des Wandels. Seine Mitglieder verbindet das Ziel, die Entwicklung des Ruhrgebiets voranzutreiben und seine Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken.
Das „pixelprojekt“ ist eine digitale Sammlung fotografischer Positionen als regionales Gedächtnis. Es handelt sich um ein Projekt der freien Fotografinnen und Fotografen. Es ist der Versuch einer Dialogplattform für Fotografie und Urbanität im Ruhrgebiet. „Ruhrspeak“ ist ein Blog von Pixelprojekt Ruhrgebiet, welchen es seit September 2012 gibt. Jeder kann als FotografIn teilnehmen. Für alle Fotografinnen und Fotografen besteht die Möglichkeit, sich online direkt bei Pixelprojekt unter der Rubrik „Bewerbung“ initiativ zu bewerben. Einmal pro Jahr tritt die Jury zusammen, um über Neuaufnahmen zu befinden. Das „pixelprojekt“ sammelt in einer Art virtueller Galerie die verschiedensten fotografischen Positionen zu einzelnen Aspekten der Region Ruhrgebiet und ihres Wandels auf einer Internetseite, strukturiert diese und macht sie somit
sichtbar. Für ein hohes Maß an Qualität bürgt eine Jury von anerkannten Kunst-, Fotografie- und Regionalfachleuten.
Das Bridges Fotoprojekt ist ein Projekt der Emschergenossenschaft, welches im Jahr 2005 gegründet wurde. Das Fotoprojekt richtet sich zum einen an Fotografen, um sich an dem Fotoprojekt zu beteiligen. Ein weiteres Ziel ist zudem, die Ergebnisse des Fotoprojekts Bürgern, Planenden, Politikern und Unternehmen zugänglich zu machen. Das Projekt soll eine Anregung sein, sich über Fotografie mit dem Wandel der Emscherregion zu beschäftigen.
„Dortmund überrascht. Dich.“ ist eine Imagekampagne, die Dortmunds überraschende Stärken zeigen soll. Sie wurde Anfang 2015 offiziell gestartet. Es gibt insgesamt neun Themenfelder: Forschung / Lehre, Wirtschaft, Internationales, Technologie, Tourismus / Freizeit, Sport / Vereine, Urbanes Zentrum, Wohnen / Ökologie, überraschende / unbekannte Aspekte. Initiiert und finanziert wird die Kampagne durch die Stadt Dortmund vertreten durch den Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Das zentrale Ziel ist es, den Blick der Öffentlichkeit auf Dortmund zu verändern und zu erweitern. Vor allem über die Webseite will Dortmund Menschen einladen, selbst etwas Überraschendes zu erleben.
Inoffiziell
Die Urbanisten sind ein gemeinnütziger Verein, welcher sich als Impulsgeber, Initiator und Beteiligungsplattform versteht. Das Ziel der Arbeit ist eine Vernetzung von verantwortlichen Akteuren ausKommunen, Institutionen, Eigentümern und vor allem der Bevölkerung. Die Urbanisten bietendem Einzelnen die Möglichkeit einer unabhängigen Anlaufstelle und der kreativen sowie aktiven Mitgestaltung des Lebensraums. Die Vernetzung der Akteure verringert zum einen die Anonymität und Beliebigkeit im öffentlichen Raum, sie steigert zum anderen eine Beteiligungskultur in der Bevölkerung.
Der Blog „Ruhrbarone“ wurde 2007 von David Schraven, Stefan Laurin, Ulrike Traub, Thomas Nückel, Christoph Schurian und Thomas Meiser gegründet.
Ziel des Blogs ist die Berichterstattung zu Themen im und um das Ruhrgebiet, aber auch vielfältige weitere Themen aus der ganzen Welt.
Das Projekt „Ruhrblogger“ gegründet durch Ruhrdialog e.V., bietet eine Internetplattform zur Berichterstattung und Diskussion zu gesellschaftlichen Themen. Die Autoren der Beiträge stammen überwiegend aus dem Ruhrgebiet und beschreiben und äußern u.a. persönliche Erfahrungen mit der Interkulturalität, Geschehnissen aus verschiedenen Perspektiven und Vorschlägen sowie eigene Meinungen. Weitere zentrale Themen sind Politik, Technologie und Innovation, Kultur und Gesellschaft, Medien, Glaube, Bildung und Wissenschaft. Ziele des Blogs sind die Förderung einer korrekten Artikulation und demKontaktaufbau zu Menschen in der näheren Umgebung.
Der Mondpalast ist ein Volkstheater in Wanne-Eickel, das seit der ersten Premiere im Jahr 2004 bis heute besteht. Die aufgeführten Theaterstücke haben einen regionalen Bezug und sollen die Reviermentalität widerspiegeln. Das Ziel war die Errichtung eines Volkstheaters, in dem sich die Besucher wiederfinden, amüsieren und gewissermaßen identifizieren können. Der Gründer, Prinzipal und Geschäftsführender Gesellschafter istChristian Stratmann. Seit der Eröffnung im Jahr 2004 besuchten etwa 850 000 Gäste aus dem Ruhrgebiet und auch darüber
hinaus den Mondpalast.
Bernd Langmack ist nebenberuflicher Fotograf, dessen Arbeiten sich aufIndustrie, Industriebrachflächen, Gewerbegebiete und eintönige sowie graue Seiten des Ruhrgebiets fokussieren. Die vollkommen inoffizielle Aktivität zeigt soziale Probleme und städtebauliche Missstände, die in Kontrast zu vorher präsentierten Imagekampagnen im Ruhrgebiet stehen. Langmack betont in seinen Werken nicht die häufig positiv dargestellte „Kreativregion“, sondern zeigt Facetten des Ruhrgebiets, die zum einen lösungsbedürftig, aber auch prägend sind und unweigerlich zu derRegion gehören.
Das räumliche (Selbst-)Verständnis des Ruhrgebiets
Mithilfe der Auswertung der Selfie- und iA-Analyse sowie den Ergebnissen der Umfrage soll das gegenwärtige räumliche Selbstverständnis des Ruhrgebiets erfasst werden.
Selfies vermitteln ein junges und grünes Bild des Ruhrgebiets. Das Ruhrgebiet besitzt einen hohen Freizeitwert. Fußball ist eine wichtige Freizeitbeschäftigung, mit Fokus auf Stadionbesuche und die Beschäftigung mit den ansässigen Fußball-Vereinen Borussia Dortmund, Schalke 04, MSV Duisburg, VfL Bochum sowie Rot-Weiß Essen. Die Anhängerschaft zu einem Verein ist stark vom Wohnort geprägt.
Die alltägliche Erwerbstätigkeit, wie auch Schule und Universität, spielen in Selfies keine große Rolle. Der Faktor Arbeit tritt häufig mit Bezug auf die Vergangenheit in Erscheinung. Eine Beschäftigung mit vergangenen industriellen Zeiten erscheint wichtiger als das derzeitige wirtschaftliche Umfeld zu sein. Ein Aspekt ist sicherlich die aktive Bewerbung und Umgestaltung ehemaliger Industrieanlagen zu Objekten der Industriekultur.
Das Ruhrgebiet erscheint in Selfies als geselliger und sozialer Raum mit einer hohen Verbundenheit zwischen den Menschen. Freundschaften sind wichtig. Diese werden nicht nur in den Abendstunden, sondern über den ganzen Tag hinweg gepflegt. Die Menschen scheinen in sozial geschlossenen und selektierten Räumen zu agieren. Fremde Menschen werden nur als Beiwerk im Hintergrund integriert, sobald es sich nicht vermeiden lässt oder die Teilnahme an einem Ereignis verdeutlicht werden soll (z. B. Stadionbesuch). Das Ruhrgebiet erscheint in Selfies als kulturell vielfältiger Raum. Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen leben zusammen. Ein Austausch zwischen den Generationen ist auf Selfies kaum ersichtlich.
Besuche von Kultureinrichtungen und kulturelle Veranstaltungen scheinen nur selten dokumentiert oder geteilt zu werden. Das Ruhrgebiet erscheint nicht als Metropole und wird auch nicht als Metropole Ruhr bezeichnet. Vielmehr wissen die Menschen die Vorzüge einzelner Städte im Raum zu schätzen und nutzen diese entsprechend.
Menschen halten sich gerne draußen auf. Zu sportlichen Zwecken wird häufig Fahrrad gefahren, gelaufen oder Wassersport betrieben (Kanu fahren). Eine Verbundenheit zu Gewässern (Seen und Flüssen), Wiesen und Wäldern ist erkennbar.
Es ist auffällig, dass der Pkw eine starke Rolle im Leben einzunehmen scheint. Der Innenraum eines Fahrzeugs wird als privater Interaktionsraum betrachtet. Zudem ist die enge regionale Verflechtung mehrerer Städte mit einer hohen Fahrleistung verbunden. Die Pkw-Nutzung ist hoch.
Selfies aus dem Ruhrgebiet vermitteln im Gesamten ein positives Bild vom Leben. Die Menschen erscheinen als freundlich und halten sich gerne im Ruhrgebiet auf.
Die Ruhrselfies bekräftigen dieses Bild. Im Vergleich zum Selfieschatz werden Ruhrselfies jedoch öfter vor Landmarken und Objekten der Montanindustrie sowie der Industriekultur angefertigt. Bei der bewussten Auseinandersetzung mit der Frage, welcher Hintergrund typisch Ruhrgebiet sei, spielen Zechen und Sehenswürdigkeiten eine größere Rolle. Hintergründe wirken gewählter, der Außenbereich und insbesondere die Natur spielen eine größere Rolle. Zudem ist die Altersspanne der Personen auf den Ruhrselfies breiter. Ältere Personen sehen wahrscheinlich eine größere Sinnhaftigkeit in der Anfertigung von Selfies, als die Selbstdarstellung und die Verbreitung des Bildes um ihrer selbst willen.
Das im Selfieschatz und den Ruhrselfies dargestellte Bild des Ruhrgebiets wird in Teilen von den gewonnenen Erkenntnissen aus der Befragung unterstützt. Die Frage nach dem Ruhrgebiet als eine große verwachsene Stadt oder einer Ansammlung mehrerer Einzelstädte wird uneindeutig beantwortet. Die befragten Personen scheinen eine starke Identifikation mit ihrem Stadtteil oder ihrer Stadt zu haben, wissen jedoch die Vorteile der nah beieinander liegenden Zentren mit den stadtspezifischen Einrichtungen zu schätzen. Die Bezeichnung Metropole Ruhr wird mehrheitlich als positiv empfunden, jedoch nicht im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet.
Die befragten Personen assoziieren das Ruhrgebiet sehr stark mit Natur und Fußball. Im Unterschied zu dem in Selfies vermitteltem Bild spielt jedoch der Faktor Arbeit eine weitaus größere Rolle. Unternehmen, Arbeitsplätze und moderne Industrien werden in der Umfrage weitaus häufiger als in den Selfies thematisiert. Neben modernen Formen der Arbeit haben die Menschen jedoch auch noch einen Bezug zur montanindustriellen Vergangenheit.
Das Ruhrgebiet scheint in den Köpfen der Bewohner/innen und Besucher/innen noch stark mit den gängigen Stereotypen verknüpft zu sein. So wurden z. B. die Begriffe Stahl, Kohle, Bier, Zechen, Bergbau und Currywurst sehr oft genannt. Die spontanen Assoziationen enthalten einen sehr hohen Anteil von Nennungen aus dem Bereich Montan. Vor allem viele ältere Menschen haben einen persönlichen Bezug zum Bergbau und der Stahlindustrie. Auch wer nicht selbst in dem Bereich gearbeitet hat, war trotzdem regelmäßig in seiner Familie oder dem direkten Umfeld damit in Kontakt.
Auch junge Menschen haben ein Bild, das zu Teilen in der montanindustriellen Vergangenheit verhaftet ist. Im Gegensatz zu älteren Personen haben sie jedoch nur noch in den seltensten Fällen eine biografische Verbindung zum aktiven Bergbau und dem Strukturwandel. Vielmehr erleben sie die stillgelegten Zechen und umfunktionierten Werkshallen und nehmen über Ruinen und umgenutzte Anlagen auf die montanindustrielle Vergangenheit Bezug.
Der Veränderungsprozess des Ruhrgebiets ist für ältere Personen weitaus bedeutender, da er häufig einen bedeutenden Teil ihres Lebens eingenommen hat. Das Zechensterben und der damit verbundene Verlust von Arbeitsplätzen waren prägend und stark emotional aufgeladen, da sie von den Bergleuten und ihren Familien als existenzbedrohend wahrgenommen wurden. Über Jahre hinweg kam es wiederholt zu zahlreichen Streiks und Mahnwachen. Jüngere Menschen (
Ältere Bewohner/innen des Ruhrgebiets haben darüber hinaus noch ein Bewusstsein für die Zeiten, in denen die Lebensbedingungen schlechter waren. Nachkriegsprobleme oder die Kehrseite der Kohlehochzeit, wie Dreck und schlechte Luft, haben die Menschen damals geprägt. Viele Grün- und Waldflächen wurden durch die Abholzung von Wäldern zur Gewinnung von Grubenholz zerstört (Siemer und Stottrup 2010: 149). Mit dem Rückzug der Montanindustrie hat sich die Natur ihr Gebiet wieder zurück erobert. Als die sogenannte Industrienatur wird die wild-gewachsene Natur urban-industrieller Brachflächen bezeichnet. Diese Brachflächen sind durch den Rückzug von Bergbau und Schwerindustrie im Ruhrgebiet zu festen Bestandteilen in der Stadtlandschaft geworden (Fuchs und Stottrop 2010: 144). Heute gilt das Ruhrgebiet mit einer Naturfläche von über 60% als die grünste Industrieregion, grüner als alle anderen vergleichbaren hoch verdichteten Altindustriestandorte (Siemer und Stottrup 2010: 148). Den Prozess der Veränderung von grau nach grün haben ältere Personen persönlich miterlebt. Jüngeren Menschen ist dies nicht im selben Ausmaß bewusst. Natur und Grünanlagen im unmittelbaren Umfeld werden von ihnen als selbstverständlich angesehen und auch gerne genutzt. Jedoch geht mit der ubiquitären Verfügbarkeit die Besonderheit und somit die Aufmerksamkeit zurück.
Dies betrifft nicht nur die Grünflächen, sondern auch die allgemeine Veränderung der Region und die damit verbundenen Verbesserungen wie eine höhere Luftqualität. Dieser Wandel wird von älteren Personen verstärkt wahrgenommen. Je jünger die Menschen sind, desto weniger Veränderung haben sie persönlich erlebt. Sie wissen den Status Quo weniger stark zu schätzen und erachten gewisse Gegebenheiten daher als verbesserungswürdig. Ältere Menschen sind zufriedener mit der aktuellen Situation des Ruhrgebiets, da sie diese in den Gesamtveränderungsprozess einordnen. In den Ruhrgebietsassoziationen schlägt sich dieser Trend in den Kategorien der positiven Eigenschaften und negativen Eigenschaften nieder.
Die Identifikation der Bewohner/innen mit dem Ruhrgebiet ist hoch. Auch ehemalige Bewohner/innen fühlen sich weiterhin zugehörig. Die allgemeine Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet sowie die Intensität nehmen mit dem Alter zu. Jüngere Menschen fühlen sich durchschnittlich verbunden, mittelalte Menschen stark und ältere Menschen sehr stark. Das Zugehörigkeitsgefühl dürfte eng mit den Integrationsfaktoren Kohle und Stahl sowie der starken Identifikation mit dem Bergbau und der Montanindustrie zusammenhängen. Darüber hinaus haben ältere Personen über ihre längere Lebenszeit eine stärkere Bindung zum Ruhrgebiet aufbauen können als jüngere.
In den einzelnen Städten des Forschungsraums fühlen sich mehr als zwei Drittel der Befragten stark oder sehr stark mit dem Ruhrgebiet verbunden. In Dortmund und Duisburg ist eine Verbundenheit weniger stark ausgeprägt. Dies dürfte mit der Orientierung Dortmunds in Richtung Westfalen und der zunehmenden Verflechtung Duisburgs „mit Düsseldorf und in die Region Rhein-Ruhr“ zusammenhängen (Blotevogel 2004: 36).
Das Ruhrgebiet wird von derzeitigen und ehemaligen Bewohnern/innen leicht stärker mit positiven als negativen Eigenschaften in Verbindung gebracht. Besucher/innen haben dem Ruhrgebiet viermal häufiger negative denn positive Eigenschaften zugeschrieben. Hier zeigt sich eine Diskrepanz in der Wahrnehmung. Diese äußert sich auch darin, dass weniger als die Hälfte der Besucher/innen sich vorstellen kann, im Ruhrgebiet zu leben. Imagebildende Aktivitäten sollen diese Wahrnehmungsdiskrepanz schließen helfen.
Der RVR versucht das räumliche (Selbst-)Verständnis des Ruhrgebiets sowohl nach innen wie auch nach außen zu verbessern. Der Metropolcharakter soll gestärkt und das Ruhrgebiet als einheitlicher Raum nach außen vermarktet werden.
Das durch die iA gefasste Raumbild ist aufgrund der Heterogenität der iA und dem betrachteten Zeitraum über mehrere Jahrzehnte uneindeutig. Dennoch lassen sich in gewissem Maße Gemeinsamkeiten feststellen.
So haben sich die iA zum Großteil von den Stereotypen Kohle, Stahl und Bier gelöst. Insbesondere die offiziellen iA zeichnen ein in die Zukunft gerichtetes positives Bild. Der Wandel von Montanindustrie zu modernen Industrie- und Wirtschaftszweigen ist gelungen. Kultur- und Freizeitangebote sowie die Vielzahl an Grünflächen und Naturräumen sind Basis für eine hohe Lebensqualität. Das umfangreiche Bildungsangebot sichert die Zukunftsfähigkeit der Region und bietet eine hohe Standortgüte für Unternehmen.
Offizielle iA zeichnen vom Ruhrgebiet das Verständnis einer selbstbewussten Region. Der Mensch besitzt Stolz und positive Eigenschaften wie Direktheit, Ehrlichkeit, eine ausgeprägte soziale Ader und ein spezielles Gemeinschaftsgefühl.
So versucht die Imagekampagne Das Ruhrgebiet. Ein starkes Stück Deutschland (1985-1995) das Ruhrgebiet in seiner Wahrhaftigkeit darzustellen. Ohne die schwerindustrielle Vergangenheit zu leugnen, repräsentiert ein Großteil der Bildmotive das Ruhrgebiet als modernen Industrie- und Produktionsstandort. Explizit hingewiesen wird auf die Fähigkeit der Ruhrgebietsbevölkerung, sich immer wieder neu orientieren zu können (Schwarz 2008: 42). Darüber hinaus wird der Freizeitwert in Form von Kultur, Sport und Erholungsangeboten betont. Die Imagekampagne gilt von offizieller Seite aus als erfolgreich und soll das Image des Ruhrgebiets positiv verändert haben (Kommunalverband Ruhrgebiet 1996: 36). Kritiker bemängeln jedoch eine Idealisierung und Wirklichkeitsferne. Es werde eine Realität entworfen, die nur in den Köpfen der Planer existiere. Zudem bleibt in mehreren Evaluierungen die Wirksamkeit der Kampagne hinter den Erwartungen zurück (Schwarz 2008: 43).
Im Jahr 1998 initiierte der ehemalige Kommunalverband Ruhrgebiet (heute RVR) die neue Kampagne Der Pott kocht. Die industriegeschichtliche Vergangenheit solle nicht ausgelöscht werden, sondern ein Abbild der damaligen Realität und des Selbstbewusstseins des Ruhrgebiets geben (ebd.). Ein wichtiger Aspekt der Kampagne war die Industriekultur und die einzigartige hundertfünfzigjährige Vergangenheit der Industrialisierung.
Im Ruhrgebiet stießen das Wiederaufleben des Begriffs Kohlenpott und die sprachliche Nähe zum Eisenkochen auf Kritik. Diese seien nicht mehr zeitgemäß und werden nostalgisch verklärt (ebd.: 48). Der Pott kocht ist nicht nur wegen seiner provokativen Art weniger erfolgreich gewesen. Grund für die Ablehnung in Teilen der Bevölkerung war auch die Rückwärtsgewandtheit in der Motivwahl. Offizielle iA, die sich in Zukunftsperspektiven manifestieren, werden von der Bevölkerung positiver bewertet.
Ein Großteil der inoffiziellen iA schränkt das in vielen offiziellen Aktivitäten positiv dargestellte Bild des Ruhrgebiets ein. Sie bekräftigen viele positive Eigenschaften wie den hohen Grünanteil und erfolgreichen Wandel zur Region mit (Industrie-)Kultur. Sie verweisen jedoch auch auf aktuelle negative Eigenschaften. Zum Beispiel die hohe Armutsquote, die hohe kommunale Verschuldung und Arbeitslosigkeit, den qualitativ minderwertigen ÖPNV, Ineffizienzen in den kommunalen Verwaltungen und das Kirchturmdenken.
Einige Fotoserien im Rahmen von Pixelprojekt_Ruhrgebiet zeigen das normale Leben mit all seinen Facetten.
Das Ruhrgebiet ist Raum voller Vielfalt. In ihm leben Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammen. Sowohl als integrierter Deutscher mit Migrationshintergrund in der dritten Generation wie auch als Flüchtling. Einige Menschen sind jedoch aus dem sozialen Raster herausgefallen und führen ein Leben voller Herausforderungen (Arme Menschen, Obdachlose, [männliche] Prostituierte, u. a.). Ein Fakt, der in offiziellen iA nicht thematisiert wird. Einige Fotoreportagen beleuchten auch das klischeebehaftete Bild des Ruhrgebiets, welches auch heute noch in einem gewissen Maß existiert: Den Kaninchen- und Taubenzüchter, den Camper, die Schrebergartenkultur.
Das vermittelte Landschaftsbild des Ruhrgebiets ist ebenfalls sehr heterogen. Es beinhaltet die Zwischenstadt als Raum zwischen alten historischen Stadtkernen und offener Landschaft, Grabeland, alte und verfallene Industrieruinen, die Emscher als gelenkten sowie ungeliebten Fluss, gleichzeitig jedoch eine renaturierte Emscherlandschaft, die Haldenlandschaft oder Schächte.
Städte werden als hauptsächlich graue und langweilige Gebilde präsentiert, die vereinzelt architektonisch und farblich aufgelockert werden. Statt moderner Fassaden werden Ensembles von Häusern, Mülltonnen, Gartenstückchen und Hinterhofgebäuden gezeigt. Das Ruhrgebiet besteht nicht nur aus angenehmen Orten, sondern auch aus sogenannten Meide-Orten. Verkehrsachsen zerschneiden den Raum, haben eine Trennwirkung und verbinden gleichzeitig. Ähnliche Inhalte transportiert auch Bernd Langmack in seinen Bildern.
Die städtebauliche und architektonische Pluralität wird betont. Es gibt Werkssiedlungen als historisches Vermächtnis, Zweckbauten ohne architektonisches Ereignis, Zechensiedlungen nach dem Gartenstadt-Prinzip, Hinterhöfe mit ihren Stallungen und Gärten, mehr oder minder architektonisch anspruchsvolle Einkaufszentren, ausgedehnte Industrieanlagen, Brachflächen und Erwartungsland im Zustand des Erschließens.
Das Ruhrgebiet ist ein Raum mit Kunst und Kultur. Im Stadtraum finden sich neben den etablierten Kunstinstitutionen Graffiti und Streetart. Institutionen wie die Folkwang Universität der Künste oder das Red Dot Design Museum fördern das Kunst- und Kulturverständnis im Ruhrgebiet sowie junge Designer und Kunstschaffende. Ergänzt werden die Angebote durch eine Vielzahl von Theatern, Tanzaufführungen, Kinos und weiteren Kulturveranstaltungen. Offizielle iA stützen sich in diesem Bereich sehr stark auf Kulturinstitutionen und die Industriekultur.
Bildmotive zu den Themen Arbeit und Produktion haben häufig einen Bezug zur Montanindustrie, stellen jedoch den Arbeiter als Individuum in den Vordergrund. Ergänzt wird dieser Bereich mit Motiven aus Wissenschaft und Forschung sowie Arbeitssituationen aus dem Alltag verschiedener Arbeitnehmer/innen.
Andere Aufnahmen zeigen die ganze Bandbreite des Sports abseits des Fußballs: Boxen, Schwimmen, Tanzen, Bodybuilding, Tennis, Golf, Kanusport, usw.
Inoffizielle iA vermitteln in Summe ein ambivalentes Bild des Ruhrgebiets aus Potenzialen und Herausforderungen. Gemeinsam mit offiziellen Kampagnen bilden sie die gegenwärtige Raumsituation ab und zeigen Entwicklungsmöglichkeiten auf.
Auch wenn ein sehr großer Anteil der befragten Personen viele inoffizielle iA nicht kennt, sind dennoch starke Überschneidungen zwischen dem in iA und dem in der Passantenumfrage erkennbaren Raumverständnis sichtbar. Diese werden zum Teil durch das im Selfieschatz vermittelte Raumverständnis ergänzt.
Der Fußball und das Zugehörigkeitsgefühl zu Fußballvereinen gehören zum Ruhrgebiet ebenso wie der Wandel (Günter 1994: 400). Die Gesellschaft ist vielfältig. 2,9 Millionen Menschen unterschiedlicher Herkunft und sozialer Stellung leben im Forschungsraum zusammen. Die Montanindustrie in ihrer heutigen Form als Industriekultur sowie als Ruinen und Brachflächen bilden eine identifikatorische Basis.
Freizeit nimmt einen sehr hohen Stellenwert im Ruhrgebiet ein. Die Menschen verbringen ihre Zeit gerne in Gesellschaft und unter freiem Himmel. Sie halten sich mit Freude im Grünen auf. Sei es in der Natur, dem eigenen (Schreber-)Garten oder einer Parkanlage. Landmarken und Sehenswürdigkeiten werden angenommen und gerne besucht.
Die Arbeit spielt im Ruhrgebietsbild von iA und Passantenbefragungen eine große Rolle, in Selfies jedoch nicht. Zudem ist das Bild in Selfies weniger stark von der montanindustriellen Vergangenheit geprägt. Offizielle iA versuchen ebenfalls, das Bild von Kohle und Stahl zu verändern. Je stärker der Bezug zur Vergangenheit ist, desto häufiger tritt der Faktor Arbeit in Erscheinung. Die Arbeit und der Arbeitsplatz waren in der Vergangenheit ein starkes Identifikationskriterium. Die Bindung an einen der ansässigen Industriellen (Hoesch, Thyssen, Krupp, u. a.) war stark. Gearbeitet wurde in einem ihrer Unternehmen, gelebt in einer der unternehmenseigenen Zechensiedlungen und Fußball in der Werksmannschaft gespielt (NRW-Forum Kultur und Wirtschaft 2002: 249). Das alltägliche Leben orientierte sich sehr stark an der Arbeit und dem Arbeitsplatz.
Das in Selfies vermittelte Verständnis des Ruhrgebiets erscheint äußerst positiv. Auch offizielle iA verneinen negative Entwicklungen und Gegebenheiten. Dem gegenüber steht das in der Passantenumfrage und in inoffiziellen iA gezeichnete Bild des Ruhrgebiets, welches das ganze Spektrum von positiv bis negativ abbildet.
Vergangene Umfragen und die Ruhrgebietsidentitätsliteratur vermitteln ein uneindeutiges räumliches Verständnis vom Ruhrgebiet. Dieses wird in Teilen durch die gewonnenen Erkenntnisse aus Selfieerhebung und Passantenumfrage gestützt.
Die Bewohner/innen des Ruhrgebiets sehen den Umgang mit der Region durch Medien und Außenstehende kritisch. Es scheint ein Bewusstsein in der Region zu existieren, dass die Außensicht nicht mit den realen Gegebenheiten übereinstimmt.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde versucht, dem Ruhrgebiet eine Identität zum Teil von außen zuzuschreiben. So sollte eine Form von Heimatverbundenheit das Ruhrgebiet zur Zeit der Weimarer Republik sozial stabilisieren. Als Identifikationsmerkmale sollten die „nimmermüde Arbeit“, die Freizeit und der Sport sowie eine Ästhetik der Industrielandschaft dienen (Schwarz 2008: 30f.). Diese Eigenschaften werden dem Ruhrgebiet seit den 1920er Jahren zugeschrieben und auch heute noch betont.
Bis in die siebziger Jahre prägten „Rauch- und dunstverhangene Städte und Siedlungen, deren Trostlosigkeit kaum zu übertreffen sei, geringe Lebensqualität und vermeintlich geringe Lebensfreude der Menschen in der Region“ das Bild des Ruhrgebiets (ebd.: 35). Dieses Bild hat sich heute stark ins Positive gewandelt. Die hohe Qualität der Naturräume und des Freizeitangebots dominieren.
Die Entwicklung von Stolz auf harte und ehrliche Arbeit wurde Anfang des 20. Jahrhunderts systematisch gefördert. Die Kohle- und Stahlkrise setzte diesem (Selbst-)Verständnis stark zu und führte in einem gewissen Maß zur Flucht ins Private (z. B. den Schrebergarten). Mit der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation ist der Stolz jedoch zurückgekehrt.
Die Bewohner/innen fühlen sich heute stark mit ihrer Region verwurzelt. Das Ruhrgebiet wird als Wohn- und Arbeitsort positiv bewertet. Jedoch haben jüngere Menschen weiterhin Zukunftsängste und erkennen Schwächen der Region, obwohl sie die wirtschaftliche Entwicklung als besser erachten.
Die früheren Identifikationsfaktoren Kohle und Stahl sind durch Grün, Freizeit und Kultur ergänzt worden.
Grenzen der Arbeit
Mit der vorliegenden Analyse soll das räumliche (Selbst-)Verständnis des Ruhrgebiets mittels Selfies, Umfragen und einer Analyse der iA beschrieben werden. Es ist durchaus diskussionswürdig, ob dies überhaupt gelingen kann.
Ein Raum ist ein komplexes Gebilde mit mehreren Ebenen und nicht einfach oder gar endgültig beschreibbar. Das Beispiel einer Stadt macht es deutlich.
Eine Stadt besteht zunächst aus gebauten oder beweglichen Dingen. Dieser physische Raum wird überlagert durch den sozialen Raum, ein Raum der sozialen Interaktionen zwischen Menschen sowie zwischen Mensch und physischem Raum. Das Maß und die Art des Umgangs zwischen Individuum und den Dingen lassen sich nicht quantitativ messen oder definieren. Die Bewertung ist diffuser und basiert stark auf der individuellen Wahrnehmung und Bewertung. Diese hängen wiederum stark von der individuellen Biografie mit persönlichen Prägungen und Erfahrungen sowie der gegebenen – auch gesellschaftlichen – Situation ab (Hasse 2012: 12).
Rationale Dinge werden durch den Menschen positiv oder negativ emotional belegt. Dies gilt sowohl für einzelne Gegenstände wie auch für seine räumliche Umgebung. Die gefühlsbetonte Ebene bestimmt situationsabhängig die Stellung des Menschen im und zum physischen Raum. Damit ist letztendlich die Frage verbunden, ob man sich an einem Ort wohlfühlt oder nicht und wieso man einen bestimmten Ort einem anderen Ort vorzieht (ebd.: 16).
Eine analytische Auseinandersetzung mit Raum versucht aus einer Vielzahl individueller Wahrnehmungen und Gefühle Schlüsse für den betrachteten Raum zu ziehen und möglichst allgemeingültige Aussagen zu treffen. Die emotionale Ebene wird dabei häufig neutralisiert. Wie nimmt ein einzelner Mensch, wie nehmen mehrere Menschen den ihn / sie umgebenden Raum wahr? Wie nehmen Millionen von Menschen einen Raum wie das Ruhrgebiet wahr? Im Rahmen dieser Arbeit wird versucht, die letzte Frage mittels Analyse von Selfies sowie die Erfragung ihrer subjektiven Wahrnehmung und Wertung zu bestimmen.
Eine Fotografie gilt „als Medium wahrer Abbildung: Auf einem Bild zeigt sich als wahr, was war.“ (Hasse 2012: 37). Ein Bild hält eine Situation fest und soll zeigen: Es ist so gewesen. Neben der rein technischen Ebene – dem Festhalten von Licht mittels eines Sensors – spielt jedoch auch die subjektive Wahrnehmung der fotografierenden Person eine Rolle. „Was im Bild sein kann, präfiguriert das Programm des Apparats. Was sein soll, resultiert aus lenkenden Interessen, Wünschen und Plänen“ (ebd.: 45). Ein Bild dient nicht mehr als Beweis für etwas tatsächlich Existierendes, sondern als Behauptung, die aufgestellt wird (ebd.: 39).
Eine Fotografie kann nur einen Ausschnitt aus einer vielschichtigen und komplexen Situation abbilden. So sind die Geschehnisse außerhalb des Bildausschnitts für die betrachtende Person nicht erfassbar. Die fotografierende Person könnte z. B. zu einer ästhetischen Reinhaltung des Bildes neigen und ihr unangenehme Gegebenheiten aus der Aufnahme herauslassen (ebd.), d. h. die Abbildung der Situation manipulieren. Die Bewertung von schön und hässlich, fotografierenswert oder nicht, folgt dabei einer kulturellen Vorprägung, die durch „massenmediale und kulturindustrielle Seh-, Erlebnis- und Affektroutinen geradezu formatiert ist“ (ebd.). Der Grad an Manipulation dürfte sich verschärfen, sobald die Präsentation des Fotografierenden selbst Zweck des Bildes ist. Im Akt der Selbstdarstellung soll ein möglichst positives Bild der Person vermittelt werden. In dieser Logik wird die Wahl des Hintergrundes als stilistisches einrahmendes Element oft ebenfalls positiv konnotiert sein. Dementsprechend werden negative Empfindungen wie Ekel, Abscheu oder Ablehnung vermieden.
Darüber hinaus bedarf ein Bild erst einer Interpretation durch den Betrachter, der wiederum eine individuelle Wertung auf Basis seiner persönlichen Prägung vornimmt. Der Versuch, den Raumbezug einer abgebildeten Person auf einer Fotografie zu bestimmen, gilt weniger dem Raum, als vielmehr dem Versuch, die im Bild festgehaltene Situation zu erfassen und entsprechende Schlüsse zu ziehen. Fotografien können nicht die Gegenwart abbilden, sondern nur die Vergangenheit. Die Betrachtung eines Bildes entspricht der Interpretation der Vergangenheit in der Gegenwart mit Eindrücken und Wirkung für die Zukunft.
Um einen Raum vollständig zu erfassen, sind neben der visuellen Ebene auch andere Ebenen notwendig. Ohne Gerüche, Geräusche, Licht und Schattenspiel, den Rhythmen der Bewegung, der Anwesenheit von Tieren, der Bekleidung und dem Habitus von Menschen, dem Gefühl von Luftströmen auf der Haut kann eine Situation im Raum nicht vollumfassend erfasst oder ein Raumverständnis herausgearbeitet werden (ebd.: 20ff.). Die Reduktion auf eine rein optische Ebene ist für die Beschreibung einer Situation in einem Raum keinesfalls ausreichend.
Im Rahmen einer Befragung, die die Verbundenheit oder Assoziationen mit einem Raum zu erfragen versucht, wird man keine Antworten für den Gesamtraum erhalten. Vielmehr bezieht sich jede Antwort auf die subjektive Empfindung und Wahrnehmung des einzelnen Befragten und auf den Raumausschnitt, in dem er sich tagtäglich bewegt. Bei räumlich stark begrenzten Orten mag die Bestimmung eines Raumbildes noch möglich sein, bei größeren Räumen wie einer Stadt oder gar einer ganzen Region wie dem Ruhrgebiet ist das Bild diffuser und uneindeutig. Eine vollständige und vollkommene Erfassung des Gesamtraums durch den Einzelnen ist nicht möglich. Ein Ort oder Raum ist nicht statisch und auch niemals fertig, sondern unterliegt dem Prozess einer andauernden Veränderung. Eine vollständige und abschließende Erfassung des Status Quo in einem Gesamtraum von 1.294,79 km² ist nicht möglich. Die Abgabe einer Wertung ist unvollständig und zu Teilen mit Informationen Dritter in unterschiedlicher Güte angereichert.
Raumbilder, die nicht in der persönlichen Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Raum gebildet werden, sind fremdbestimmt. Eine wichtige Rolle nehmen die Medien in ihrer Berichterstattung, aber auch Stereotypen und historische Gegebenheiten ein. Die Wahrnehmung eines Raumes ist folglich eine Interpretation von Eindrücken, die wiederum durch Dritte vorgefilterte Interpretationen von Gegebenheiten sind.
Hinzu kommt das konstruierte Raumbild. Die emotionale Ebene spielt bei der Bewertung des physischen Raums eine große Rolle. Diese lässt sich durch gezielte Ansprache auf einer emotionalen Ebene oder Sinnesebene aktivieren. Beispiele für diese Art der Beeinflussung sind das Duftmarketing oder visuelle stark emotional aktivierende Werbebilder. Besteht ein Kenntnisdefizit oder eine Wahrnehmungslücke, so können diese so lange wirken, bis ihnen durch eigene Erfahrungen widersprochen wird. Wieso funktionierte z. B. die iA Bochum macht jung. der Stadt Bochum nicht? Weil das gezeichnete Bild der Stadt nicht mit der Wahrnehmung der Bevölkerung übereinstimmte und im Folgenden Ablehnung hervorrief.
Der komplexe Prozess von Identitätsbildung und Raumwahrnehmung macht ein vielschichtiges Vorgehen erforderlich. Aufgrund der Komplexität ist die Aussagekraft der Arbeit teilweise eingeschränkt.
Kein Zusammenhang zwischen Selfierhebung und Umfrage
Die Selfieerhebung und die Passantenumfrage sind weitestgehend voneinander unabhängige Stichprobengrößen. Es muss davon ausgegangen werden, dass äußerst wenige bis keine Personen, deren Selfies analysiert wurden an der Befragung teilgenommen haben. Die Ergebnisse sind somit nur eingeschränkt miteinander vergleichbar, erlauben jedoch einen Vergleich zwischen den hypothetischen und realen Orten, an welchen Selfies angefertigt werden. Hierfür werden die Antworten der Personen, welche in der Umfrage angegeben haben, Selfies anzufertigen und über soziale Netzwerke zu teilen, mit den real angefertigten Selfies verglichen. Dies ermöglicht eine Bewertung der in der Befragung gegebenen Antworten.
Soziale Erwünschtheit
Im Rahmen der Umfrage wurden die Befragten nach spontanen Assoziationen zum Ruhrgebiet gefragt. Aufgrund des Störfaktors der sozialen Erwünschtheit kann es jedoch zu verzerrten Antworten der befragten Personen gekommen sein. Insbesondere negative Assoziationen und Bewertungen des Ruhrgebiets können unterlassen worden sein.
Repräsentativität der Befragung
Die Umfrage ist zwar repräsentativ gegenüber der Altersstruktur der Bevölkerung, aber nicht hinsichtlich der Geschlechteraufteilung, des sozioökonomischen Hintergrunds, der Herkunft oder des Inländer- / Ausländeranteils. Eine vollständige Repräsentativität ist somit nicht gegeben.
Einfluss einzelner Personen
Der Selfieschatz wurde nicht hinsichtlich der Fotografierenden oder Nutzer/innen untersucht. Personen, welche sehr aktiv beim Anfertigen und Verbreiten von Selfies unter Angabe der untersuchten Hashtags sind, können mehrfach in die Analyse einbezogen worden sein. So haben einige Nutzer/innen eventuell das aus den Selfies entwickelte räumliche Verständnis überproportional stark geprägt.
Subjektive Meinung in Expertengesprächen
Bei den Expertengesprächen ist es bisweilen schwer zu differenzieren, wann die befragte Person ihre eigene subjektive Meinung äußert und welche Aussagen der offiziellen Standpunkte der jeweiligen Institution entsprechen.
Eingeschränkte Vergleichbarkeit mit früheren Umfragen
Ein direkter Vergleich mit früheren Befragungen ist nur eingeschränkt möglich. Unterschiede in der Stichprobenauswahl, den gestellten Fragen, dem Zuschnitt von Kategorien bei der Auswertung, usw. lassen lediglich einen partiellen Vergleich zu.
Mängel bei der Erhebung von Metadaten zu gespeicherten Selfies
Informationen zum Wohnort, dem soziodemografischen und sozioökonomischen Hintergrund der Selfiepostenden stehen nur eingeschränkt zur Verfügung.
Mängel bei der Zuordnung von Selfies zum Ruhrgebiet
Eine eindeutige geografische Zuordnung der Selfies zum Forschungsraum war nur sehr eingeschränkt möglich.
Verallgemeinerung
Individuelle Besonderheiten können zum Teil nicht in ausreichendem Maß berücksichtigt werden, um generelle Tendenzen zu erkennen. Einzelne womöglich auffällige oder wichtige Erkenntnisse können aufgrund der gewählten Methodik und der zur Verfügung stehenden Zeit nicht aufgeführt werden.
Exaktes Verhältnis der Hashtags untereinander nicht ermittelbar
Die Hashtags mit Ruhrgebietsbezug weisen eine unterschiedliche Anzahl an Treffern auf. Die Bandbreite reicht von einigen Dutzend (#pottential) bis über Hunderttausend (#ruhrpott). Bei einer Abfrage werden jedoch auch Bilder gefunden, die keine Selfies sind. Um den prozentualen Anteil von Selfies an allen Bildern zu ermitteln, müssten mehrere Hunderttausend Bilder differenziert werden. Deren Zahl ist jedoch nicht statisch. Zudem ändert sich der Anteil ständig durch unter dem jeweiligen Hashtag neu gepostete Bilder. Eine abschließende Bemessung ist nicht möglich. Daher wird hilfsweise versucht, Verhältnisse zwischen einzelnen Hashtags abzubilden.
Selfies als Kommunikationsmittel
In sozialen Netzwerken gepostete Selfies stellen ein beliebtes Kommunikationsmittel in der heutigen Zeit dar (Senft und Baym 2015: 1589). Doch eignet sich dieses als Mitteilungsmöglichkeit für das räumliche Selbstverständnis von Selfiepostenden?
Der Informationsgehalt für das räumliche Selbstverständnis aus Selfies unterliegt vielen Einschränkungen und ist dahingehend nicht repräsentativ für alle Bewohner eines Raumes. Das Verbreiten von Selfies gilt als eine deutliche Ausprägung narzisstischer Züge (Wickel 2015: 5). Demnach würden nur narzisstische Personen ihr räumliches Selbstverständnis mit diesem Kommunikationsmittel transportieren. Auch werden Selfies vorwiegend von der jüngeren Bevölkerung gepostet. Sie werden weitgehend für die Kommunikation von positiven Eindrücken verwendet und sind zumeist ein Indikator für Spaß (Senft und Baym 2015: 1589). Demnach würden Selfiepostende lediglich Räume ablichten, die ihnen gefallen. Die Reaktionen zum Hintergrund in Form von Kommentaren fallen gering aus. Diese Einschränkungen verringern den Informationsgehalt von Selfies stark. Somit erweisen sich Selfies für die Raumplanung nur als bedingt geeignet.
Doch wie kann all diesen Einschränkungen entgegengesteuert werden, um den Selfietrend als Kommunikationsplattform dennoch nutzen zu können? Zum einen sind Selfies Bilder. Fausing schreibt der Kommunikation durch Bilder das Wesen der Interaktion zu (Fausing 2013: 10). Zum anderen stellen Selfies Gesichter dar. Gesichter zeigen Präsenz und bieten einen höheren Unterhaltungsfaktor, sie erlangen somit Aufmerksamkeit. Nutzer sozialer Netzwerke drücken sich zunehmend mit Bildern als mit Texten aus (ebd.: 2). Ferner setzt der Fotografierende mit seinem Selfie sein Selbst immer in einen räumlichen Kontext. Der Bezug zum Raum ist unabdingbar. Selfies eröffnen jedem Einzelnen die einfache und schnelle Möglichkeit der Mitwirkung an der Kreation eines räumlichen Verständnisses.
Wie können die Einschränkungen minimiert werden? Wenn Nutzer mit einer konkreten Aufforderung Selfies fotografieren und verbreiten sollen, tritt der narzisstische Faktor in den Hintergrund. Die angesprochenen Personen nehmen primär an der Aktion teil, weil sie zur Bereicherung dieser beitragen wollen. Schließlich wird das Posten sowie anschließende Verbreitung von Selfies v.a. von der jüngeren Bevölkerung als ein wesentlicher Teil ihres sozialen Lebens, ihrer sozialen Kommunikationsmöglichkeiten erachtet (Wickel 2015: 9). Eventuell lassen sich junge Menschen so besser für die Beteiligung an räumlicher Entwicklung gewinnen. Beim gezielten Aufruf (Ruhrselfies) ließen sich auch Verbesserungen hinsichtlich der oberen Alterskategorien feststellen.
Möglicherweise können Selfies als neue Form der Beteiligung dienen. Denn bei einem Aufruf setzen sich die Fotografierenden bewusst mit dem Thema auseinander und wählen einen Raum als Hintergrund, der gehaltvoller ist. Im projekteigenen Aufruf lässt sich eine Verbesserung hinsichtlich der Aussagekraft des Hintergrundes feststellen: unter den Ruhrselfies wurden lediglich 25,4% nicht im Freien aufgenommen (Selfieschatz: 44,9%).
Für die weitere Forschung stellt sich die Frage, inwiefern durch die Selfiekommunikation der Anonymität des Einzelnen im Prozess der räumlichen Entwicklung entgegen gesteuert werden kann. Kann durch gezielte Aufrufe zur Äußerung über den (Stadt-)Raum, besser auf individuelle Raumverständnisse eingegangen werden?
Zusammenfassung
Das räumliche (Selbst-)Verständnis ist komplex, stark subjektiv geprägt und somit schwierig zu quantifizieren.
Die Bevölkerung des Ruhrgebiets ist stark heterogen, insbesondere bezüglich des biografischen Hintergrunds, kultureller Einflüsse oder gesellschaftlicher Positionen. Der Verlust des wichtigen Identifikationsmerkmals Stahl und Kohle scheint bislang keine gravierenden Identitätsprobleme hervorgerufen zu haben. Auch junge Menschen, die keine direkte Verbindung zur historischen Vergangenheit des Ruhrgebiets haben, stellen eine Verbundenheit zur Montanindustrie her. Dieser industrielle Bezug zeigt sich ebenfalls in den untersuchten Selfies und iA. Die Tätigkeiten der iA haben jedoch wenig erfolgreiche Ergebnisse hinsichtlich einer Veränderung des Verständnisses ergeben. Die Aktivitäten werden zur Kenntnis genommen, erreichen aber selten die zur Identitätsstiftung notwendige Tiefe. Das durch Selfies vermittelte räumliche (Selbst-)Verständnis des Ruhrgebiets ist allerdings nicht ganzheitlich. Durch die verschiedenen Einflussfaktoren repräsentiert es lediglich einen Bruchteil der Bevölkerung und verzerrt das Ergebnis zugunsten jüngerer Personen.
Trotzdem ist ein gewisser Querschnitt im Meinungsbild eines räumlichen Selbstverständnisses ansatzweise erkennbar. Sowohl Selfies, iA, als auch die Ergebnisse der Umfrage weisen eine verstärkte Wahrnehmung und Wichtigkeit von Freizeit, Natur und Fußball auf. Die ehemalige Industrie entwickelt sich weiter zur Kultur und Industriekultur. Befindet sich das Ruhrgebiet also im Wandel von Kohle, Stahl und Bier zu Freizeit, Fußball und Natur ?
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Kontakt / Impressum
Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 55 Absatz 2 RSt, §5 TMG: Martin Randelhoff
(Anschrift wie oben)
Diese Forschungsarbeit wurde von Daniel Enns, Philipp Gasser, Katharina Hering, Kamila Jarmolik, Martin Randelhoff, Dimitri Ravin, Svea Saatkamp, Jan Sobieski, Amelie Strigl und Ruoyun Zhang verfasst.
Dieses studentische Projekt ist im Rahmen des A-Projekts A01 im Wintersemester 2014/15 und Sommersemster 2015 im Studiengang Raumplanung an der Technischen Universität Dortmund entstanden. Das Projekt wird durch Univ.-Prof. Dr. iur. Benjamin Davy betreut und von Dipl.-Geogr. Marian Günzel beraten. Kommerzielle oder verurteilende Absichten werden nicht verfolgt. Das Projekt ist nicht im Auftrag eines Unternehmens oder einer Interessengruppe entstanden.
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